Transformation, was?
Diese ominöse Transformation in der wir uns gerade befinden oder die wir vor uns haben – je nachdem wie man es sieht. Diese Transformation was ist das genau und wer legt das fest? Und was wollen wir als Bürger/ Gesellschaft wirklich?
Was erwartet uns für ein Wandel? Was müssen wir aushandeln? Was gibt wer vor? Was muss wirklich sein beim Klima und was hat eigentlich eine andere Agenda?
Ursprünglich mal aufgekommen ist der Begriff die Große Transformation im Zusammengang mit dem Klimawandel im Gutachten des WBGU
Der WBGU begründet in diesem Bericht die dringende Notwendigkeit einer post-fossilen Wirtschaftsweise, zeigt zugleich die Machbarkeit der Wende zur Nachhaltigkeit auf und präsentiert zehn konkrete Maßnahmenbündel zur Beschleunigung des erforderlichen Umbaus.
Der WBGU hat dabei den Wandel schon sozial-ökologisch beschrieben sehr allumfassend. Hin zu einer gerechten globalen Welt. Mit einem globalen Gesellschaftsvertrag. Ich frag mich ja seit dem Lesen, ob die da nicht auch viel zu weit über ihre Kompetenzen hinausgeschossen sind. Aber nun ja, der WBGU und das Gutachten ist noch mal ein anderes Thema. Vielleicht dazu irgendwann anders.
Zurück zur Transformation.
Das ist ja schon eine große Veränderung über die wir hier reden. Also völlige Veränderung der Art wie wir Energie nutzen, wie wir wirtschaften, wie wir uns fortbewegen, wie wir wohnen auch. Es ist viel Druck von der Straße da. Viele die das wollen, aber solche fundamentalen Veränderungen machen auch Angst. Hinterlassen Verlierer nicht nur Gewinner. Wie kriegt man das hin, dass man die Leute auch wirklich alle mit nimmt.
Nicola Brandt | Leiterin des OECD Berlin Centre, TaTête-à-Tête mit Transformationsforscherin Maja Göpel
Auf diese Frage hat nicht wirklich jemand eine Antwort. Bürgerräte können es bei dem Umfang des Wandels nicht sein. 100 Menschen können nicht für 80 Mio. sprechen. Es gibt viel was auszuhandeln ist, in Gesellschaft und Politik.
Und Wissenschaft oder einzelne Gremien wie der WBGU können das nicht designen.
Muss das Ziel eine ideale Gesellschaft sein?
Ich sage nein. Nein es muss jetzt nicht die allumfassende Transformation auf allen Ebenen sein, wie der WBGU sie wollte und das was darauf aufbauend heute diskutiert wird, wenn die Schneidewinds und Co liest. Da alles miteinander zusammenhängt brauchen wir eine komplette Veränderung unserer Gesellschaft inkl Kultur und Demokratie. Man lese beim Uwe nach.
Nein dieses Ziel einer idealen Gesellschaft, hindert uns eher daran die Probleme zu lösen, vor die wir uns mit dem Klimawandel gestellt haben. Da wir keine Stein auf dem anderen lassen können. Menschen gehen das so nicht mit. Nicht die benötigte Menge.
Es geht nicht darum, dass eine gerechtere soziale Gesellschaft schlecht wäre. Wer will das nicht? Vor allem wenn man jung ist. Das sie nicht grundsätzlich ein Ziel unserer Zivilisation sein sollte. Das wir alle irgendwie vielleicht je nach Geburtslotterie (ja die wird immer bleiben) doch halbwegs die gleichen Chancen und Freiheiten im Leben haben. Es geht nicht darum, dass die Ziele und Ideen dieser internationalen Organisationen wie UN , OECD und wie sie alle heißen, komplett falsch wären. Nur ein bisserl 🙃 – Zumindest was diese lustigen Bildungsthemen betrifft. Das ist Überforderung auf anderer Ebene. Da sind einige Denker übers Ziel geschossen bei der Schaffung des „idealen Menschen“, um es überspitzt zu formulieren. Aber das is ein anderes Thema.
Das Problem dabei ist, dass man eben nicht mit dem Finder schnippen kann und alle sagen ja und wir verteilen Vermögen jetzt mal schnell um, denken Eigentum neu, machen BGE oder Ökoromantik (es tut mir leid aber der sitzt tief) und leben alle friedlich und glücklich in Kommunen. Soziale Gerechtigkeit egal ob national oder international auszuhandeln gesellschaftlich, das wird dauern. Das macht man nicht mal so innerhalb von ein paar Jahren. Da hilft auch kein Bürgerrat.
Wir leben ja heute schon in einer stark polarisierten Gesellschaft. Es ist schon schwer genug die Mehrheit der Bevölkerung für einzeln Themen zu vereinen. Es gibt genug Diskussionen die sehr gut aufzeigen wie die Fronten auch beim Klimathema immer wieder verhärten weil es eben um mehr zu gehen scheint. Wobei „scheint“ das falsche Wort ist. Es wird ja offen darüber geredet, dass es eben nicht nur darum geht die Erderwärmung zu begrenzen oder Artenvielfalt zu schützen.
„Linke“ Utopien sind daher sehr müßig und fern von dem was wir als Gesellschaft jetzt brauchen. Sie helfen genauso wenig wie eine Mauer zu bauen, um den Klima-Flüchtlingsstrom zu verhindern oder von nicht vorhanden Technologien zu träumen.
Vom Queerfeminismus, Gendersternchen und neuen Gesellschaftsformen wie Degrowth mal ganz zu schwiegen. Das hält uns auf. Das verhindert ins gemeinsame Handeln kommen.
Klima first, please
Uns brennt der Arsch, bildlich gesprochen. Wir haben keine Zeit mehr noch weitere Jahre rumzudiskutieren über globale und nationale Gerechtigkeitsfragen und Umverteilung. Und wir werden rumdiskutieren. Weil wir immer rumdiskutieren. Wählen und abwählen. Demokratie halt. So ein Umbau allein bei Wirtschaft, Verkehr, Wohnen ist schon hart genug. Zeitaufwändig und kostet nicht grad wenig. Strukturwandel und somit wohl auch Arbeitslosigkeit, sozial gerecht gestaltete CO2-Bepreisung sind schon herausfordernd genug. Mal ganz zu schweigen vom wahrscheinlich teilweisen Rückbau von Globalisierung, Anpassungen bei der Wirtschaft und so weiter.
Nur wenn wir den Klimawandel „einfangen“ können, gibts überhaupt eine Chance auf eine gute Zukunft und vielleicht auch bessere Welt. Der Wiederaufbau der Natur/Erde kann der Menschheit erst die Grundlagen geben, das Fundament auf dem sie ihre Welt aufsetzen kann.
Wir haben viel zu tun und dabei brauchen wir auch die schöpferische Kraft des Kapitalismus emm der sozialen Marktwirtschaft. Oder wie jemand mal sagte „die Schnelligkeit wie die Marktwirtschaft Probleme lösen kann, ist nicht zu toppen“. Ja ungefähr das. Wir brauchen die Geschwindigkeit und kreative Zerstörung. Und wir brauchen auch die menschliche Gier nach Erfolg und Anerkennung dabei. Und das Geld. Das Geld derer die es haben, um es dort einzusetzen, wo wir es brauchen.
Was wird die Menschen in den Teilen der Welt, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sein werden, glücklicher machen? Wenn ihre Lebensgrundlage verschwindet und sie aber reicher sind als heute, oder wenn sie ihnen erhalten bleibt, aber sie vielleicht nicht viel mehr haben als heute?
Schritt für Schritt – inkrementell, agil, dynamisch
Und dann kann man doch die nächst Ausbaustufe zünden. Halt Stück für Stück. Wer weiß was die Veränderungen der Welt hin zu einem grünen Wirtschaften im Einklang mit der Natur (das klingt jetzt auch nach Ökoromantik, ich bin entsetzt von mir selbst) eh schon mit sich bringen. Und ich glaub auch nicht, dass die Auswüchse des Kapitalismus so bleiben wie sie sind, das wird so und so knallen. Und wahrscheinlich braucht es diesen Knall auch. So wie wir den Klimawandel spüren müssen, um zu handeln. Auch da wird sich eh etwas ändern. Wie auch im Digitalbereich. Da brauchts auch keine Harald Welzer mit seiner Digitalphobie, um Dingen zu ändern.
Was spricht dagegen, das so zu tun? Jetzt loslegen mit den Themen, die uns das Klimathema einfangen lassen und unsere Lebensgrundlagen erhalten. Und dann wegen mir auch parallel, aber nicht direkt verknüpft, schon mal diskutieren. Es wird viel Diskussion brauchen.
Und wenn wir schon bei agil sind. Wegen mir dann richtig agil. Mit regelmäßigen Stops, Bestandsaufnahme, nachjustieren, eventuell umkehren und neu. Weil niemand weiß wohin und wie genau uns die Reise führen wird. Glaskugel war grad aus.
Die Gesellschaft der Zukunft am Reißbrett designt?
Nein, ich glaube immer noch nicht, dass das geht. Und wie Barbara Bleisch sagte, hat nicht die Vergangenheit gezeigt, dass so solche designten Gesellschaften ins Desaster geführt haben? So wird das eben nicht gehen. Dass wir jetzt und hier ein neues Gesamtkonzept erdenken.
Ich weiß nicht wo uns dieser Wandel hinführen wird. Vor 20 Jahren wusste ich auch nicht wo wir heute sind. Und niemand hat es vorher niedergeschrieben und erdacht.
Wir werden sehen was passiert. Ja und wir können alle mitgestalten. So eingeschränkt sind wir alle nicht in unserer Gestaltungskraft. Es liegt auch viel an uns selbst.
Lasst uns, uns auf die Klimathemen fokussieren. Technologie offen, Ideen offen. Neu denkend. Mit neuen frischen Ideen außerhalb der Gutachten „alter Zeiten“. Mit neue Diskussionspartner, die andere Blickwinkel einbringen,. Und mit weniger wild gewordenem Geschichten erzählen. Aber „fossile Freiheit“ und „fossile Männlichkeit“ das ist wieder ein anderes Thema.