Neue Geschichten

Okay, ich habe die Wahl zwischen der großen Story vom Hüther und der von Martin. Martin war lustig, weil er meint wir brauchen sowas wie das kommunistische Manifest. Aus Gründen, aber anderen. Erzählerischen Gründe. Stilfrage quasi, um Herdentrieb in Bewegung zu setzen. Der Michael stellt zwar irgendwie fest, dass wir alle gut vom Wachstum und Wohlstand profitiert haben, aber irgendwie festhängen und nicht in den Strukturwandel kommen. Und Menschen irgendwie müde sind und die Große mitreißende Story fehlt. Dann nehmen wir doch den Martin, weil der hats mit Geschichten.

Achtung steile These: Ihr habt alle nicht verstanden, dass das nicht mehr funktioniert. Mit der großen Story. Dieses Narrativ-Ding. Das angeblich uns einen kann, kulturell.

By the way: Vom Bahnstreik auf die Bauern zu kommen und dann umzurücken find ich auch lustig. Aber am Ende Partikularinteressen. An allen Ecken und Enden. Und keiner hats wirklich kapiert. Das der Kuchen alle ist.

Ich bin müde. Hab mich wieder per Rad gequält. Es ist 23 Uhr. Ich könnte mir noch nen Kaffee machen. 🫣 Oder das Streitgespräch mit Hüther noch mal hören. Wegen Puls und so. Haben beide Potential. Oder ich geh einfach schlafen. Is ja nicht so, dass ich ausgeschlafen wäre 🫣

Ich ertappe mich auch immer wieder dabei, diese apokalyptische Geschichte in meinem Kopf abzuspulen. Weil man ja auch das Gefühl hat, man muss Angst haben. Es gibt so viel Ungewissheit, Vorhersagen, Klimawandel und alles. Aber irgendwann habe ich angefangen, diesbezüglich sehr skeptisch zu werden. Weil man erst mal auch nur gewisse Menschen mit so einer apokalyptischen Geschichte aktivieren kann. Das hat schon geklappt: „Letzte Generation“, usw. Aber ich glaube, man verprellt auch viele Leute. Es ist auch eine sehr moralistische Geschichte, in der es vor Helden, Opfern und Bösewichten wimmelt. Und dieser Moralismus der apokalyptischen Geschichte, der ist, glaube ich, ein wirkliches Problem.

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Bin aber zum Schluss gekommen, dass du am Ende immer bei Moral endest. Da das Thema eben nicht nur einen Selbst betrifft. Sprich das eigene Handeln hat – auch wenn man das eben nicht direkt wahrnimmt – Auswirkung auf andere. Und da bist du immer bei irgendwelchen Wertesystemen. Und eben der Fragestellung wie viel Arschloch man sein will.

So jetzt bin ich wach. Rechtstwitter emm oder gar Selbstdenker mag die 4 Fs nicht. Und überhaupt FREIHEIT. Und Maja Göpel is so doof wie Brinkmann und Buyx. Gut jeder hat ein Recht ein Arschloch zu sein. Immerhin entflogen die nur und schmeißen einen dann auch selbst als Follower raus und blocken nicht wie Links-Twitter. Aber dennoch. Argh. Ich bin da auch nicht mehr gewillt ruhig zu bleiben. Sich an ner Kachel vom NDR mit Fummel, Fliegen und Finanzen hochzuziehen ohne zu wissen, warum es geht und dann FREICHEIT schreien. Argh. Wie war das mit dem Arschloch doch noch mal? Bin ich ein Arschloch? … Twitter macht die Menschen echt nicht zu besseren Menschen. Hauptsache das Like sitzt. Mal ganz zu schweigen von bewussten verdrehen und manipulieren. Nerv. Aber das fängt dann halt doch die die

Wo waren wir?

Diese Heldengeschichten sind ja die, die sich immer wieder in unser Gehirn eingebrannt haben. Denken wir an Odysseus, beispielsweise, aber auch Batman, ein moderner Held, der alle rettet. Und wir brauchen eigentlich andere Typen von Erzählungen, um die jetzige Krise zu überstehen.

Genau, ich glaube, wir müssen von diesen einzelnen Helden weg. Klimawandel und auch andere Krisen kann man nur kollektiv lösen. Wir haben sie auch kollektiv hervorgerufen. Und da brauchen wir wirklich … Diese Heldenfigur, die lenkt wirklich ab.

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Widerspreche, da Menschen Herdentiere sind. Und Herdentiere brauchen immer Leithammel/ Leitkühe. Egal wie sehr jeder sich gern unabhängig sieht und so. Dafür is dann auch das Gerangel um die Führungspositionen gerade auf social media sehr groß. Ja es muss vielleicht nicht der eine Held sein, der im Alleingang die Welt rettet. Aber der Held der die Armee anführt. Grub gesprochen. Hinter dem man sich versammeln kann und dann gemeinsam die Welle macht. Die Herde in Bewegung bekommen kann. Im Zweife braucht es da eben diesen einen Menschen, der es schafft eine nicht zu unterschätzende Zahl Menschen anzustecken, die dann wieder weitere Menschen in Bewegung setzten können. Aber ich glaube schon, dass du am Anfang eine/ mehrere brauchst, die über ne gewisse Schwelle kommen, damit etwas losgetreten wird.

Kollektive Verantwortung klingt übrigens toll, is aber auch wieder Verantwortungsdiffusion und so weiter. „Toll ein anderer machts. Und solange der nix macht, mache ich auch nix.“ Das mit dem Kollektiv funzt halt nicht so einfach. Auch wenn klar ist. dass das Problem nur gemeinsam zu lösen ist. Die Zeiten in den wir Leben sind noch mal ganz andere Herausforderungen als die von Marx und Co. Dezente Überleitung …

Interessant finde ich das Beispiel, das Sie sich als Vorbild nehmen. Sie sagen, ein gutes Beispiel ist ausgerechnet „Das kommunistische Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels. Und zwar deswegen, weil die beiden angefangen haben, mit zwei Figuren zu operieren. Da gab es den bösen Kapitalisten, gierig, immer mit Zigarre, und das Opfer, nämlich den Industriearbeiter. Und man dachte, eigentlich will man keine der beiden Figuren sein. Also haben sie die Geschichte umgeschrieben und gesagt: „Der Kapitalist, den machen wir zum System Kapitalismus, und das Opfer machen wir zur Bewegung des Proletariats.“ Es entsteht eine Wir-Erzählung, richtig? Das war das Grossartige an dieser Geschichte.

Ganz genau. Und zwar entsteht eigentlich ein neues Wir. Das Proletariat ist irgendwie so ein kollektiver … Handler … … ein Agent der Geschichte geworden. Es sind eben nicht die ausgebeuteten Arbeiter, sondern das Proletariat tritt plötzlich in die Weltgeschichte ein und handelt. Das wird dann auch mit dem Bewusstsein der Arbeiterklasse erklärt, usw. Aber vom Geschichten erzählen her ist es ein neuer Agent erst mal. Und das ist das Wichtige. Das ist auch irgendwie die Aufgabe dieses Textes, des kommunistischen Manifests. Als Literaturwissenschaftler hat mich die Rhetorik und Strategie des Textes interessiert. Eben diese grossen Geschichten, die erzählt werden. Aber das nicht nur eine Geschichte neu erzählt wird, sondern das ein neuer Agent der Geschichte geschaffen wird und auftritt und damit so geschichtlichen Rang bekommt.

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Mittelschwerer Herzinfarkt. Ausgerechnet DAS Manifest, das in meinem Schädel alle Manifeste zu marxistischen Einheitsbrei verarbeitet. DAS Manifest, dass mich bei jedem Rethinking Marx in Schnappatmung verfallen lässt. DAS soll jetzt die Lösung in sich tragen? Argh. Ich bin raus. Und nein, DAS werde ich bestimmt nicht lesen, um dann nach Stilmitteln zu suchen, die eine Wir-Erzählung draus machen. Und das kann auch nicht die einzige Wir-Erzählung sein. Und brauchts wirklich eine neue Gruppe? Was soll das sein? Klimabewegung gegen fossile Lobby? Haben wir schon durchgespielt funzt nicht. Es muss doch eh am Ende ein Wir von uns allen sein. Mehr oder weniger.

Barbara: Das bräuchten wir auch in Zukunft, nun gibt es aber zwei Probleme. Das eine ist: Es ist ein bisschen Geschichtsklitterung, sich ausgerechnet das Manifest als guten Text vorzustellen. Der hat auch dazu geführt, dass politische Ideen entstanden, die wirklich nicht heilsam waren für uns. Das ist das eine. Das andere ist, da sind wir uns sicher einig: Wir haben weltumspannend nicht viele gemeinsame Geschichten im Moment.

Genau, ich glaube, wir sind an einem kulturellen Punkt angelangt, wo dieses Wir sehr stark hinterfragt wird. Man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass man jemand anderen für uns sprechen lässt. Dass man so was wie das kommunistische Manifest in Auftrag gibt. Wer sollte das eigentlich schreiben, für wen? Denn das war damals ein Auftrag.Das war eine kleine Gruppe von, hauptsächlich deutschen, Exilanten. Die waren in London, waren ganz unwichtig. Die traten an Marx und Engels heran und sagten, schreibt da mal was.

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Ich mag Barbaras Einwände. Nicht heilsam is jetzt etwas untertrieben. Hust. Schlimme Sache. Wobei man natürlich sagen kann, dass man aus der Vergangenheit, wo man es schaffte die Mehrheit der Menschen zu mobilisieren, abschauen kann. Bliebt nur das Problem, dass unsere Welt heute anders ist. Und wir umzingelt sind von Erzählungen.

Und ja eine fehlt dabei. Es gibt sich nicht diese „Wir gemeinsam gegen das Monster“ Erzählung. Gut, weil das Monster auch wir selbst sind. Mister Jackel und Mister Hyde. Aber das nur so am Rande. Diese plurale Gesellschaft lebt ja auch vom anders sein. Andere Geschichten haben. Also dem Gegenteil vom Wir. Weiß nicht, ob man Corona umschreiben kann in ein positives Beispiel für einen gemeinsamen globalen Kampf gegen gegen ein menschengemachtes Problem. Zumindest ist das das einzige was mir so halbwegs einfällt zu einem gemeinsamen Kampf.

Jetzt kommen wir mal zur Kultur als Brückenbauer.

Was soll Kunst bringen? Also, diese Initiative ist hauptsächlich von Gloria Benedikt, einer ehemaligen Studentin. Da geht es hauptsächlich darum, Kunst und Wissenschaft zusammenzubringen. Zum Beispiel ist es im Kontext der Klimakrise so, dass klar geworden ist, dass die wissenschaftlichen Vorhersagen nicht genug waren. Die sind immer besser und akkurater geworden, aber das hat irgendwie … … zu keinen neuen Policies, keinem neuen Lebenswandel geführt. Und da wurde eben so langsam klar, dass wir neue Geschichten brauchen. Weil Geschichten fundamental Menschen motivieren und die Welt erklären, auch neu erklären.

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Die Wissenschaft hats nicht auf die Reihe bekommen, darum müssen wir Geschichten erzählen, is jetzt auch etwas einfach. Können wir noch mal über Verhaltenswissenschaften reden? Bias? Gruppendenken und so weiter.

Aber die wirkmächtigsten Geschichten, die kursieren auf YouTube, von Influencern, die Hass verbreiten. Mal ein bisschen platt gesagt. Wie wollen Sie da mit solchen Geschichten wirklich Gegensteuer geben?

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Und natürlich Internet und Lügen. Und ja, wir sind heute an allen Ecken und Enden diversen Geschichten ausgesetzt. Da kann sich nicht DIE eine durchsetzen.

Es gibt eine zentrale Episode, in der der Held Gilgamesch mit seinem Freund Enkidu auszieht, um ein Monster zu töten. Tolle Heldengeschichte, das kommt immer vor: Drachen, Monster müssen getötet werden, dann kommen sie als Helden zurück. Man muss gar nicht so genau hinsehen, es ist ziemlich klar: Das Monster ist beschützt, es lebt in einem Wald. Es ist eigentlich ein Schutzherr dieses Waldes. Und sobald es getötet wird, wird auch klar, warum: Weil die zwei Helden der Geschichte den Wald einfach abholzen und die Stämme zurück in den heutigen südlichen Irak, nach Uruk bringen. Warum? Weil dort die ersten Städte aus dem Boden schiessen.

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Ja das ist ein Problem. Und das wissen wir aber heute.

So kommen wir dann zu meinem KI Moment. Ja ja ich leide.

Sie haben ja ein neues Hobby: Sie haben mal gesagt, Sie haben für ChatGPT Chats programmiert, in denen man mit Buddha und Sokrates chatten kann.

Mhm, genau…

Jetzt muss ich fragen: Haben Sie eigentlich mehr Zeit als wir alle? Denn Sie haben gesagt, das funktioniert jetzt schon und haben eine Testversion geschickt. Haben Sie das ernsthaft in zwei Wochen gemacht?

Also ich kann nicht programmieren, aber das ist gar nicht so schwer. Man braucht einen guten Datensatz, das waren hier die Platonischen Dialoge. Und dann kann man mit Sprache Instruktionen schicken. Ich habe einfach angefangen, herumzuspielen. Man muss dann sagen: „KI, du musst als Sokrates sprechen.“ „Du darfst dich nicht auf Sokrates als dritte Person beziehen.“ „Du darfst nur Sätze benutzen, die in den Platonischen Dialogen Sokrates zugeschrieben sind.“ „Du musst in der Zeit leben, die Leute, die mit dir chatten, kommen aus der Zukunft und du musst … “ Damit kann man dann experimentieren. Das hat ein paar Stunden gedauert.

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Ich schweige. Ich versuche zu schweigen. Sokrates dreht sich im Grabe um …. sicher bin … und Buddha leidet, aber das gehört zu seinem Image. Wobei Buddha ja eh schon an die KI verscherbelt wurde. Altaaaa. Und wer erklärt ihm den Energiebedarf von ChatGPT?

Bei GPT-3 von OpenAI verursacht ein Training schon mehr Emissionen. 552 Tonnen sollen es laut Forscher*innen von Google und der Universität Berkeley sein, 1.287 Megawattstunden Energie wurden zum Training benötigt. Das entspricht dem Energieverbrauch von 320 Vierpersonenhaushalten in einem Jahr. Die erste Version des Bildgenerators Stable Diffusion wurde 200.000 Stunden lang in Amazons AWS-Rechenzentren an der US-Ostküste trainiert und soll dabei 15 Tonnen CO2-Äquivalent erzeugt haben.

Wie viel Energie verschlingt ChatGPT?

Das finde ich immer besonders hart. Wenn gerade Menschen, die sich für Klimaschutz einsetzen dann mal so tatal locker flockig mit so energieintensivem Zeug rumspielen. Und ja da gehts um rumspielen und nix anderes. Und nein das hat ihm kein Kapitalismus ins Ohr geflüstert.

Ich leide schwer unter KI.

Man hat gemerkt, dass Gesellschaften motiviert werden müssen. Auch die technischen Lösungen … Es gibt ja schon sehr viele technische Lösungen, aber wir haben sie noch nicht umgesetzt. Warum? Weil wir stark in alten Denkmustern, Gewohnheiten, Strukturen und Interessenkonflikten verfangen sind. D.h., die reinen technischen Lösungen implementieren sich nicht selbst. Das müssen wir als Gesellschaft wollen wollen. Da sind wir ein Stück weit wieder bei der Frage: „Wir wollen“ – wer ist dieses Wir? Wie erzählen wir eine Geschichte für uns alle? Oder zumindest für Gruppen, die motivationale Kräfte entfesseln können.

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Aber ist das nicht genau der Punkt? Dass wir es erstmal schaffen müssen das ganze als ein Mitmachprojekt für alle zu begreifen? Dass wir wegkommen von Entweder-Oder hin eben zu dem Sowohl-Als-Auch? Weg von dem Gerangel und Gruppendenken/ Ideologien. Da interessiert sich die Natur recht wenig für. Solange wir uns in viele Demokratischen Staat des globalen Nordens in diesem schrägen Kulturkampf bewegen, können wir so viele Geschichten erzählen wie wir wollen, es wird sich nix bewegen.

Da sind wir zurück beim kommunistischen Manifest oder bei der Verwandlung der Heldengeschichte für das Individuum … – Ja. … hin zu einer Geschichte für uns alle. Das ist auch etwas, worüber Sie immer wieder nachdenken und schreiben: Die Vorstellung, die Klimakrise sei wie eine Naturkatastrophe – sie kommt von oben und wir haben nichts damit zu tun -, ist genauso verkehrt, wie die, dass der einzelne Held es schon richten wird. Nur gemeinsam werden wir es lösen können.

Genau. Deshalb denke ich viel darüber nach, wie man versuchen kann und muss, kollektives Geschichtenerzählen zu fördern. Wir haben vorher schon davon gesprochen, dass es nicht klappt, einfach jemanden anzurufen und zu sagen: „Du, erzähl mal für uns alle diese Geschichte.“ Das geht nicht. Es ist Teil des technologischen Wandels, dass es heute für jeden sehr leicht ist, als Autor aufzutreten, auch mitzuerzählen. Ich interessiere mich z.B. sehr für diese Fan-Fiction-Webseiten, wo Leser auch weitererzählen. „In diese Richtung geht mein Denken.“ Deshalb finde ich eine kollektive Geschichtensammlung wie die „Tausendundeine Nacht“ interessant. Da ist auch nicht ein Autor aufgetreten. Es ist vielmehr ein Sammelsurium, ein Sammeln und Bündeln von ganz vielen Geschichten und ganz vielen Erzählern. Das wird natürlich mehr und mehr eine Geschichte sein, an der auch KI mitschreiben wird. Natürlich, das finde ich auch das Interessante an KI, dass sie Zugriff auf so ein grosses Sammelsurium an Geschichten hat. Mich interessiert weniger, was für Geschichten KI selber schreibt. Da komme ich auf das Dialogische zurück. Denn wir benutzen KI ja nach wie vor.

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Fein. Ich denke jetzt auch nach. Ich habe immer noch ein Problem mit diesen Geschichten. Was das für Geschichten sein sollen. Sachbücher? Zeitungsartikel? Romane? Wobei mich letzteres genau zu der Frage bringt – mal wieder – warum es da nix gibt. Nix positives. Und vor allem auch nix, das den Weg hin zu einer positiven Zukunft aufzeichnet. Keine Geschichte mit Klimageld, Kreislaufwirtschaft, Wirtschaftswunder, gespickt mit der Liebesgeschichte, wo er der Wärmepumpen-Installateur sie aus den Fängen der AfD nahen fossilen Landjugend befreit. *Salzstangeknabber* … Was los Fritze, du findest das jetzt etwas zu dick aufgelegt. Dann machs halt besser. Ich kenne mich da nicht so aus. Aber im Ernst Liebesgeschichten verbinden immer. Seit Romeo und Julia. Oder Märchen. Aber da muss dann eben zusätzlich das Inhaltliche rein. Wie man von heute ins Morgen kommt. Also doch wieder The Groods …

„Morgen“ – ein Ort mit mehr Sonnen am Himmeln, als irgendjemand zählen kann. Ein Ort der anders ist als das Heute oder das Gestern. Das Morgen ist ein Ort, wo alles besser ist. Ich habs gesehen. Und da möchte ich hin.Guy, Die Groods

Guy, Die Groods

Man könnte ja wie bei Tatsächlich Liebe mehrere Geschichten erzählen. Quasi aus unterschiedlichen Blickwinkeln/ Lebenssituationen.

Ich glaube Sachbücher hat die Welt genug gesehen. Ich glaube auch, dass zu viel hochtragende Kunst wie Ballett oder Theater nur bestimmte Grippen erreicht. Und nicht die breite Masse. Ich ich weiß nicht, ob wir Geschichten brauchen, die die Welt neu erklären. Vielleicht Geschichten, die den CO2-PReis und das Klimageld erklären. Für den Normalsterblichen. Der Unternehmer, der da sitzt, schweiß gebadet, weil der CO2 Preis die Kosten nach oben schnellen lässt und niemand mehr seine Produkte kauft, der dann total innovativ wird. Während der Bürger das Auto stehen lässt und Rad fährt, weil Sprit zu teuer und er dann mehr Klimageld rausbekommt – also in Summe, naja ihr wisst schon. Die neue Daily Soap. Soo.

Und natürlich ganz viel Liebe unterm Windrad. Ich liefere auch das Bildmaterial.

Und ja da könnte man dann auch die Story vom Wirtschaftswunder unterbringen. Mit T-Shirts aus Kuh-Mist und so. Ich liebe Bioökonomie. Und ja Olaf hatte da etwas übertrieben. Aber Kommunikation ist nicht seine Stärke. Dafür wäre so ein Plädoyer a la Maja Göpel für Gründerzeit und Co. angebracht. Ob man den Begriff gar nicht verwenden darf, wie Hüther meint, nun ja, kann man drüber streiten. Aber das Bild das wir dabei im Kopf haben, ist aber auch nicht so verkehrt. Auferstanden aus Ruinen. Auch wenn man mit Wunder heute eher die letzte Hoffnung auf ein Wunder beim Strukturwandel und Klimaschutz allgemein verbinden würde. Und es wäre auch ein Wunder, wenn wir hier weiterhin Stahl in der Menge produzieren wie heute. Finde ja die Geschichten vom Hüther da auch nicht besser. Auch Elektrolyseure müssen mit ausreichend Strom versorgt werden. Die hier nur hinzuzimmern reicht nicht.

Wie dem auch sei, man kann da schon auch mal versuchen alltagstauglichere Kunst mit integrierter Erklärung von Steuerinstrumenten wie eben CO2-Preis und Innovationen. Wegen mir eben auch so Geschichten von Pionieren, aber eben als Geschichten erzählt nicht als Doku. Die da mit dem Wind von Deich eben als 20:15 Filmchen. Wegen mir auch im Tatort vereint. Der Tote unterm Windrad. War es die fossile Lobby? Okay ich merke Sarkasmus.

Ich mein, eigentlich bietet so eine Transformation ja genug Stoff für die nächsten 20 Jahre Filmkunst. Der Jonathan hatte auch noch ein paar.

Auch, dass es eben nicht nur CO2 Preis braucht für Innovationen, sondern auch Konsumente, die durch geändertes Verhalten eine Bedarf generieren und somit auch Einfluss auf den Markt nehmen.

Individuen können die Klimakrise nicht lösen. Aber wir können sie auch nicht ohne die Individuen lösen.

Jonathan Safran Foers Lösungen für den Klimawandel | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

Amen.

Vor etwa einem Jahr als ich dieses Buch schrieb, hatte in den USA meines Wissens nach kein Fast Food Restaurant Veggie Burger im Angebot. Heute hat jedes Fast Food Restaurant in Amerika einen Veggie Burger.

Jonathan Safran Foers Lösungen für den Klimawandel | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur

Aber mehr schaffe ich heute nicht mehr. Muss ihn morgen noch mal hören. Aber leider hat er auch nur ein Sachbuch geschrieben. Aber Wissen allein reicht nicht. Zumal Wissen trocken ist.

… in den Halbschlaf verfall …

Nacht

An einer grauen Hauswand
wellte sich ein Traumstand
und schälte sich zur Hälfte ab
Würde auch uns der Regen
bald voneinander lösen –
wird so auch unser Klebstoff schwach?

Hinter der Provinzstadt
stand jedes Windrad still
und ich schrieb dir, dass ich bei dir sein will

Refrain:
Wie unwahrscheinlich es auch ist
völlig unmöglich ist es nicht
Soweit entfernt kann es nicht sein
Noch ein Tag hier und ich geh ein
Wie unwahrscheinlich es auch ist
völlig unmöglich ist es nicht
Soweit entfernt kann es nicht sein
Noch ein Tag hier
und ich schwör’ ich gehe ein!

Der Ventilator stöhnte
während dein Vater döste
neben dem Weihnachtsbaum aus Plastik
Und das fast leere Rumglas
bedeutete für uns,
dass er wohl sobald nicht mehr aufwachte

Hinter der Provinzstadt
stand jedes Windrad still
und ich schrieb dir, dass ich bei dir sein will

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