Klimadialog – weise Frauen

Ich habe ja in letzter unsere Wirtschaftsweise Frau Dr. Prof. Veronika Grimm schätzen gelernt. Ruhig, analytisch, pragmatisch und im Moment bei dem Wirtschaftsweisen zuständig für das Klimathema. Meiner Beobachtungen nach glaube nicht nur, weil sie muss. Ich nehme ihr als Mutter dreier Kinder und Fußballtrainerin einer U-Irgendwas-Mannschaft durchaus ab, dass das nicht nur Pflichtprogramm ist. Veronika ist eine weise Frau. Wir sollten ihr zuhören.

Wegen der Kinder halt.

Im September 2021 war Veronika zu Gast beim „Future Forward Talks“ beim BDI. War eine sehr interessante informative Veranstaltung. Wer Lust und Laune hat, hier der Link zur Aufzeichnung auf Youtube.


Auf besagter Veranstaltung sagte sie ein paar grundsätzlich kluge Dinge zur „gesellschaftlichen Lage“ des Themas, das gerade auch auf Social Media aufgeheizt diskutiert wird. Die Veronika, die analysiert und beobachtet.

Folgende Aussagen beschäftigen mich immer noch.

Ich beobachte, dass sowohl die Industrie als auch die Klimaschützer eigentlich schon das gleiche Ziel vor Augen haben, dass man sich aber doch noch sehr beäugt.

Ich würde mir aber wünschen, dass sehr früh in der nächsten Legislaturperiode da ein Dialog stattfindet, wo man sich wirklich zuhört und wo man sich vielleicht auch Dinge voneinander abguckt. Vielleicht die Industrie die Ambitionen der Klimaschützer noch nen bisschen mehr aufsaugt und diejenigen die eigentlich ambitioniert Klimaschutz betreiben wollen aber glauben, dass das sehr stark vom Seiten des Staates umgesetzt werden muss, sich vielleicht auch mal damit auseinandersetzen, was für Perspektiven in der Industrie eröffnet werden können, um die Dinge zu beschleunigen. Weil unser Staat ist langsam. Das haben wir ja in der Folge ausführlich diskutiert.

Und ich glaube da kann man von einander lernen, müsste sich auf einander einlassen und beide Seiten müssten sich auch ehrlich machen.

Veronika Grimm, 17.09.2021, BDI Future Forward Talk

Ich hab damals primär an Fridays For Future gedacht. Dass es da vielleicht einen Dialog braucht. Weil dort doch sehr stark Stimmung gegen die Wirtschaft gemacht wird und umgedreht auch. So ein paar Wochen später mit dem ein oder anderen aufwühlenden Moment, glaube ich aber fast, dass mehr Menschen/ Gruppen mitgemeint waren. Die Gruppe der Klimaschützer ist breiter.

Unabhängig von den erhitzten Twitter-Debatten ist es leider so, dass wenn man mal zusammentrifft die Fronten oft von Beginn an verhärtet sind und man Aussagen irgendwie bewusst in eine bestimmte Richtung interpretiert und nicht wirklich zuhört. Es ist so eine Voreingenommenheit vorhanden. Und am Ende hindert uns das, als Gesellschaft eine Weg zu finden. Und dabei wäre das so wichtig.

Dialog, echter Dialog. Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft. Wir können nur zusammen. Dabei müssen wir uns einlassen aufeinander. Zuhören und gegenseitig lernen. Aber das bedeutet in erster Linie auch, es zu wollen. Auf allen Seiten.

Wir tun gut daran uns pragmatisch zu einigen im Übergang, damit wir einfach schnell sind. Damit wir die Transformation schnell anschieben können. Deswegen sind die globalen Perspektiven sehr wichtig.

Die Nationalen Perspektiven die einen besonders idealen (!) deutschen Transformationspfad definieren, die stehen so eine Skalierung oft im Weg.

Diese Frontstellungen, die wir traditionell kennen, zwischen Klimaschützern und der Industrie, die haben sich eigentlich aufgelöst. Weil eigentlich stehen alle auf der gleichen Seite. Aber diese Visionen „Wie geht es denn in die Zukunft“ davon haben wir sehr viele. Es gibt viele Studien, wie Deutschland klimaneutral werden kann. Die sprechen in Teile die gleiche Sprache aber die unterscheiden sich auch und wir haben ja viele gesellschaftliche Diskussionen die das widerspiegeln. Zum Beispiel die Diskussion Batteriemobilität versus Wasserstoffmobilität. Was können sich die Leute da erhitzen. Weil jeder für sich eine andere Meinung hat, aber jeder glaubt, dass seine Meinung die richtige ist. Und das ist natürlich ein großes Problem. Und da bin ich skeptisch ob wir das als Gemeinschaft schaffen uns eine Brille aufzusetzen und zu sagen, das ist jetzt unsere gemeinsame Vision und die treiben wir jetzt als Deutschland voran. Und da würde ich denken, dass wir sehr sehr gut daran tun zu sagen, dass sind alles interessante Perspektiven, die natürlich die Entscheidungsträger auch absorbieren können und sich entweder zu eigen machen können oder nehmen können, um Perspektiven zu entwickeln ihre eigenen Überlegungen anzustellen. Insgesamt solle die Veränderung dezentral stattfinden weil jeder hat einen Beitrag der ein anderes Problem löst.

Veronika Grimm, 17.09.2021, BDI Future Forward Talk

Mir fällt gerade auf, dass schon lange kein Kampf mehr unter Veronikas Wasserstoff-Tweets stattgefunden hat. Es ist schon eine Art Religion geworden. Manchmal hat es auch was von Verschwörungstheorie. So viel Lobby kanns gar nicht geben, wie da gesehen wird. Wobei? Wind wir nicht alle irgendwo etwas Lobby? 😉

Aber Apropos Dialog. Die Veronika die versucht es zumindest. Zusammen mit Dirk Messner, dem Chef des Umweltbundesamtes hat sie ein Projekt herausgegeben mit dem Namen „Deutschlands Neue Agenda

Ein Versuch des Dialog, des Zusammenführens von Wissenschaft und Wirtschaft. Deutschland ist bereit für den Aufbruch. Und hier werden Vorschläge gemacht

Die Veronika ist weise. Nicht nur eine Wirtschaftsweise. Wir sollten mehr auf weise Frauen hören. (Ich streiche das „alt“ mal, das kommt doof). Ja wir sollten grundsätzlich mehr auf ältere weise Menschen hören. Die Mischung machts.

Und genau deshalb brauchen wir mehr Dialog. Wissen aus allen Ecken. Es geht nur gemeinsam. Und wenn nicht jetzt wann dann?

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