Buddha sagt, ich soll Tagebuch führen.
Thema der ersten Woche: Lernen Sie ihren Autopiloten kennen! Denken Sie über die Folgen nach, die das „Leben auf Autopilot“ für ihr Alltagsleben hat. Was geht Ihnen verloren? Wie wirkt sich die Unbewusstheit auf ihre Gedanken,Gefühle und ihren Körper aus, und auch auf ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und der Welt insgesamt?
Erste Übung – Rosinen-Ess-Mediatation: Man nehme eine Rosine und stelle sich vor man ist ein Marsmännchen und hat noch nie eine gesehen oder gegessen:
- betrachte diese einige Minuten lang
- rieche an ihr einige Minuten lang
- halte sie an dein Ohr und quetsche drauf rum, so dass du vielleicht etwas hörst
- quetsche dann noch mal weiter mit geschlossen Augen auf ihr rum und versuche sie zu spüren
- lutsche sie und spielt mit der Zunge mit ihr und iss sie langsam und genüsslich auf
Dann beantworte folgende Fragen:
Wie fühlen Sie sich nachdem Sie diese Übung gemacht haben?: Verarscht und erheitert. Gut ich hätte vorher wohl keine Orange essen sollen, jedenfalls roch die Rosine nach Orange weil meine Hände danach rochen. Ich hoffe das hat keine Konsequenzen und mein Hirn bringt die beiden Früchte auf die Dauer nicht durcheinander.
Wie wird sich der Prozess auf Ihre Erfahrungen beim Essen von Rosinen auswirken?: Aufgrund der Tatsache, dass ich irgendwie immer noch grinsen muss, weil es irgendwie lächerlich war, fürchte ich fast, dass ich beim Essen von Rosinen in Zukunft immer grinsen und kichern muss. Was ich jetzt aber nicht unbedingt schlimm finde. Mal gucken, wie mir das morgen früh beim Müsliessen ergeht.
Was haben sie bemerkt und herausgefunden: Dass Rosinen klebrig sind, wusste ich schon vorher. Und dass sie Aussehen wie Elefantenpopel war mir auch klar. Zumindest kommt mir das nicht wie eine neue Erkenntnis vor. Dass sie Geräusche machen können und knacken, wenn man sie mit den Fingern rollt/ quetscht, ist mir allerdings neu. Sind wohl ein paar Zellen zu Bruch gegangen. Und ich habe festgestellt, dass zuvor verspeiste Nahrung Geruchs- und Geschmackssinn beeinflusst. Ansonsten habe ich herausgefunden, dass es mir schwer fällt solche aus meiner Sicht lächerlichen Übungen minutenlang zu machen. Minutenlang auf eine Rosine starren, an ihr riechen, auf ihr rumquetschen. Ein paar Sekunden hätten mir gereicht. Minutenlang war eher ein Zwang. Wobei ich auch nicht minutenlang durchgezogen habe. Und ich habe herausgefunden, dass es mir widerstrebt mit Essen zu spielen. Mit Essen spielt man auch nicht. Habe ich mal gelernt. Auf einer Rosine rumzuquetschen macht auch klebrige Hände. Alles in allem muss ich sagen, dass ich mein Essen nicht unbedingt mit allen Sinnen wahrnehmen muss. Ich muss mein Essen auch nicht mit der Zuge bespaßen. Das verdirbt mir den Spaß am Essen. Mal ganz zu schweigen vom Genussfaktor. Stellen wir also fest, dass diese Übung vielleicht nicht unbedingt meins ist. Achtsam Essen stelle ich mir anders vor mit weniger spielen und Zwang. .. ach ja und ich habe gedacht. Zwar an die Rosine und was ich da tue, aber ich habe gedacht.
Hinweis: Es gib nicht DIE richtige Erfahrung. Wahrscheinlich ist ihnen aufgefallen, dass ihre Erfahrung anders war als sonst beim Essen (Ohhhhhh jaaa). Wie auch immer ihre Erfahrung aussieht, es ist Ihre Erfahrung und sie ist richtig und gültig.
Fazit: Bei aller Erheiterung, ja ich habe den Autopiloten ausgeschaltet und die Rosine bewusst gegessen und was ich sonst noch mit ihr gemacht habe. Ergo Sinn und Zweck der Übung verstanden. Bewusstsein fokussiert mit allen Konsequenzen 😀 … ach und ich habe neue Dinge über Rosinen gelernt. Ich gebe zu, dass es interessant ist, darüber nachzudenken, was man über andere Dinge neues erfahren kann, wenn man achtsam ist …
Mich hat der Beitrag erheitert 😀
Seit ich die Beschreibung der Übung gelesen habe, brennt mir eine Frage auf der Zunge, die im Beitrag nicht beantwortet wurde. Hast du die Rosine, die du im Ohr hattest, gelutscht? 😉
Achtsamkeit für Alltägliches geht fast allen Menschen verloren. Als Kind habe ich Frösche in Pfützen gesehen, an denen jeder andere vorbei gegangen wäre. Heute gehe ich selbst dran vorbei und sehe keinen einzigen Frosch mehr. Traurig irgendwie. Dieselbe Erfahrung hat man aber auch, wenn man vergleicht, wie man seine Heimatstadt bzw. seine Wahlheimat und andere, fremde Städte anschaut.
Schatz, ich hatte sie AM Ohr nicht im Ohr 🙂 … Ich interpretiere die dauernden Hinweise, dass es kein richtig oder falsch gibt, so dass auch Humor erlaubt ist. Und ganz ehrlich, den will ich sehen, der sich nicht etwas blöde vorkommt, wenn er diese Übung macht 😀 … aber es kommt am Ende ja auch nur auf die Erfahrung an, die man macht. Was man wahrnimmt inkl. Gefühlen und Gedanken. Was somit auch etwas Selbsterkenntnis beinhaltet.
Stimmt, das bewusste Wahrnehmen ist abhanden gekommen. Als Kind macht man dies vielleicht unbewusst bewusst. Ich glaube für den Lernprozess ist bewusstes Wahrnehmen wichtig. Und als Kind tut man nichts anderes als lernen.
In meiner Fantasie hattest du sie im Ohr – damit du auch gut hörst, was passiert, wenn du drauf drückst 😉
Ich muss zugeben, dass ich manchmal, wenn ich ganz bewusst esse, sehr überrascht bin, was ich da schmecke. Wenn ich ein Gummibärchen nicht halb zerkaut runterschlinge, sondern es eine Weile im Mund behalte, lutsche und gut kaue, nehme ich den Geschmack so intensiv und anders wahr, wie sonst nie. Leider muss ich mich dazu zwingen, so bewusst zu essen. Das auf Dauer durchzuhalten, ist verdammt schwer. Beim nächsten Gummibärchen werde ichs aber wieder tun – Übung macht ja bekanntlich den Meister 😉
Vielleicht würden wir als Erwachsene auch viel besser lernen, wenn wir bewusst achtsam sind. Der Gedanke macht mir gerade Hoffnung, doch noch eine gute Köchin zu werden, wenn ich erst mal lerne, bewusst zu essen und damit Geschmäcker richtig wahrzunehmen 😉
An Gummibärchen und Co muss ich öfter denken. Als ich Kind war, gab es nur so ein oder zweimal im Jahr ein Westpaket mit Gummibärchen und Milkaschokolade. Da gab es dann jeden Tag nur ein Gummibärchen oder ein Stück Schokolade. Das hat man dann sehr bewusst genossen. Und es war immer schön. … Heute ja heute … Manchmal bin ich dankbar dafür, dass ich in einer anderen Zeit aufgewachsen bin… man lernt zu akzeptieren, dass bestimmte Dinge nicht immer verfügbar sind und wenn sie da sind, dann kann man genießen
Wobei man das auch wieder verlernen kann 😀
Kinder nehmen mehr wahr, sie sehen mehr. Warum sieht man, also wenn man älter ist, weniger? Ich glaube es liegt daran, dass sehr früh erwartet wird, sich auf etwas zu konzentrieren, man soll nicht „abgelenkt“ sein, man soll all die spannenden Dinge, die sonst so passieren, ausblenden. Kein Wunder, dass man so mehr und mehr verlernt, genau hinzusehen, nicht mit dem Tunnelblick durch die Welt zu gehen. Man sollte wohl auch mal abgelenkt sein, mehr sehen und es geniessen, natürlich in einem Rahmen in dem es die eigentlichen Aufgaben nicht stört.
Kann gut sein, dass man dazu erzogen wird. Aber ich glaube auch, dass dies etwas natürliches ist. Ab einem gewissen Alter greift der Autopilot. Man hat quasi so viel gelernt, dass man vieles nicht mehr bewusst wahrnehmen muss und vieles von allein passiert. Ich stelle die Theorie auf, dass man zum Lernen Dinge bewusst wahrnehmen muss (wenn man Fahrrad fahren lernt, muss man sich darauf bewusst konzentrieren. Wenn man es kann, dann geht es von allein und man konzentriert sich nur noch auf den Verkehr, aber nicht mehr aufs fahren an sich.) …
Der Aufbau des Gehirns und des Seins ist tatsächlich eine sehr interessante und vorallem beeindrückende Sache, vorallem spannend wird es wenn man sich das “Leben“ der Rosine vorstellt, die Arbeiter welche die Trauben gesäubert haben, der Rebstock welcher täglich gewässert wurde und wie er aufwuchs 😉
Wobei man jedoch aufpassen sollte damit man nicht eine emotionalle Verbindung zur Rosine herstelllt (kann passieren), es ist zwar schön für die Zeit in der man sie behält, aber dieser treue Freund ist leider schon lange Geschichte
Bei der Rosine hatte ich weniger dieses Problem. Beim Hirschschinken habe ich schon eher über das Leben meines Nahrungsmittels nachgedacht.