Aussichtslos

Ich mag diese Momente der Enttäuschung nicht. Manchmal denke ich mir, eigentlich müsste man eine Geschichte über mich schreiben. Harre raufend, verzweifelt, erwartungsfroh, enttäuscht. Eine Mischung aus Einstein und ner alten Hexe, Golom und Snape. Zerzauste Haare, Löcher in der Hose und im Shirt. Grummelig. Tüftelnd. In einer Waldhütte. Gebaut aus einem Baum. Würde die KI so vorschlagen, sicher bin. Niedrige Räume, so dass die Haare schon en der Decke streifen. Alles vollgestellt. Zettel übersäen die Wände wie in einem Kriminallabor. Alles mit Grünzeug bewachsen. Maja auf Pferd, Maja auf Tee (ich glaube das wird nix), Maja auf Kaffee, Maja auf Banane. Maja auf Radieschen. Spinngewebe inklusive. Ich experimentiere. Aber Maja indoor funzt eh nur bedingt, daher is natürlich alles mit indoor kompatiblen Grünzeug zugewuchert. Und zwischen drin ragt sie raus die Schalterzentrale. Big Brother is watching you. Auf einem Monitor Studien, Bücher, Dokus. Auf dem anderen das Twitter-Biotop und auf dem dritten irgendwas das nennt sich Job.

Ach nein. Machen wir es Kino tauglich. Und auf die Monitore wird gestarrt wie die Emotionen bei „Alle steht Kopf“. Ein Blick in die Welt nach draußen. Inklusive dem Ausleben eben jener Emotionen. Weil Argh. Und Fritze schaut zu und schüttelt mit dem Kopf. Über meine Verzweiflung und die Vernunft der Menschen.

Das Wissen, das wir brauchen liefert uns Fritze. Der hockt mit seine sechs Beinchen vor einem Minicomputer und durchforstet alles was geht. Ja schau nicht so, is so. Ich muss hier Aufgaben verteilen. Ich hab hier Weisungsbefugnis. Hust.

/me holt Luft: „Apropos. Weißt Fritze da auf Monitor 3 namens Arbeit, da wird auch transformiert. Weil Firmen irgendwie immer transformieren. Und was passiert da immer regelmäßig? Und dabei ist es genau das gleiche wie das im großen. Wenn man keine Perspektive sieht. Wenn man sich selbst nicht mehr wiederfindet. Da hilft kein „du sollst“, „du musst“, „so ist das Leben“ oder was auch immer. Menschen brauchen Perspektiven. Ob im Job, ob in Beziehungen oder grundsätzlich im Leben. Veränderungen haben immer Verlierer. Aber auch die brauchen neue Perspektiven. Und diese Persektiven sind eben nicht das große, ganze, allumfassende. Es ist das greifbare, alltägliche. Der tägliche Job, die alltäglichen Sozialen Kontakte, Beziehungen. Und was einem selbst eben erfüllt und nicht nur das was andere einem als Perspektive aufmachen.“

/me seuftz schwer: „Weißt Fritze, sie nehmen dir Dinge weg, geben dir was neues, ob du willst oder nicht und erwarten, dass du dir dann dein Reich schaffst und darin glücklich wirst. Und sie hören dir nicht mal zu. Da ist doch der Job, sei glücklich damit. Das ist wie mit ‚hee, du war jetzt zwar Bergbaukumpel, aber jetzt kannst du in der Pflege arbeiten‘. Ja man muss sich halt verändern. Das is halt so. Und wenn wir keinen Schnee mehr im Fernsehen zeigen und das dann auch noch mit Fakten begründen, dann wird das alles schon. Nun ja man kann Zukunft auf unterschiedliche Art und Weise sehen. Mit und ohne Perspektive.“

/me macht die Mucke an

/me rauft die Haare: „Weißt Fritze, am Ende denken sie halt alle nicht neu. Und schon gar nicht wissenschaftlich. Verhaltenswissenschaften wer braucht das schon. Und ja das ist eben mehr als ein paar Aktivisten mit Doktor-Titel aus dem Klimabubble zu lauschen. Und dann wissenschaftliches Consulting zu machen. Die sich immer wieder um die gleichen Idee drehen und so viele Erkenntnisse ignorieren. Die sich auch immer eindeutig politisch positionieren. Die am Ende eben nicht vereinen. Es ist das gleiche wie mit den toten alten Männern in der Ökonomie. Man dreht sich im Kreis mit alten Ideen. Klassenkampf jetzt.“

/me tigert auf und nieder: „Ja spätestens bei fossilen Narrativen war ich draußen. Ich bin entnervt. Ich kenn das alles auswendig. Toxische fossile Männlichkeit fehlt übrigens noch – Wenn Aktivismus übers Storytelling hinausschießt. Am Ende ist es halt immer wieder der gleiche Scheiß. Sie reden zwar was von Brücken bauen und gemeinsam. Und dann kommen am Ende immer wieder die gleichen Phrasen und gleichen Ideen und die Story vom Kampf der Frauen um Gleichberechtigung. Und das ist alles auch kein Wunder, da sich immer wieder die gleichen Leute im gleichen Saft drehen. Umrahmt von denen, die glauben, die gefunden zu haben, die sie anleiten können.“

/me stolpere über Gießkannen und Blumentöpfe: „Weißt und wenn das nicht alles schon schlimm genug wäre, weil es sich auch so verdammt aussichtslos anfühlt, egal was man macht. Da wird dir dann noch mal vorgeführt, warum du allein eh nie eine Chance haben kannst. Gegen die Waldemars in rosa Unterwäsche und die Gittas mit systemischer Wissenschaft. Ja Waldemar mit seinen unzähligen Firmenpleite und dem Lerneffekt, dass man mit genug Provokation mal endlich was werden kann. Ja der Waldemar, du erinnerst dich Fritze?“

Es waren eigentlich so drei Sachen, die dieses Buch ja im Grunde genommen aus mir rausgezogen haben. Weil ich ganz ganz viele Anfragen bekommen hatte, ob ich nicht mal die Sachen aufschreiben könnte, die wir als S4F dann auch viel mehr gesagt haben. Das heißt für mich war es völlig klar, dass muss an ein Buch sein, was in Wissenschaft in Gesellschaft transportiert – also runterbricht, vereinfacht und so weiter. Das zweite war dann eben auch zu merken, wie unheimlich antagonistisch die gesellschaftliche Debatte ist. Und wie unheimlich leicht es dann ist, den Eindruck zu haben, die kapieren das eh nicht oder ich benutze große Kampfbegriffe und dann ist aus und es hört auch keiner mehr zu. Und das habe ich ganz bewusst durch diesen Untertitel eine Einladung versucht zu sagen. Ich will auch überhaupt nicht sagen, was ihr alle übermorgen machen müsst. Ich wünsche mir einfach nur einmal, das auf sich wirken zu lassen und einmal diese Angebot eine neue Realität zu sehen, dann für sich selbst umzusetzen. Und es war interessant auch von den Feedbacks zu dem Buch, dass alle so ein bisschen gesagt haben, ‚Warum ist da hinten nicht die Programmatik?‘. Und ich gesagt habe ’nein das wäre falsch gewesen, weil dann hätten sich alle auf das letzte Kapitel gestürzt und hätten irgendeine ökologische Fußabdrucksteuerkacke gefunden oder die Finanztransaktionssteuer war nicht ganz richtig definiert, wie sie es gerne gehabt hätten‘. Und die Idee war ja – und deshalb habe ich auch Kapitalismus in dem ganzen Buch nicht benutzt, den Begriff ganz bewusst rausgelassen – wirklich versucht diese Lager zu überwinden. Weil ich ganz fest davon überzeugt bin, dass wir das nur gemeinsam schaffen. Durch Zuhören und durch alle die Zutaten dazubringen, die er oder sie eben auch am besten bringen kann.

Maja Göpel, Entrepreneurship Summit 2020 – Tag 2

/me blickt aus dem Fenster: „Weißt Fritze, ich glaube ja mittlerweile, dass die gleichen Worte nicht unbedingt das gleiche Verständnis bedeuten. Und dass wie man sich nach außen gibt, nicht unbedingt das sein muss, wie man sich innen fühlt. Und das innere immer irgendwo durchbricht. Und dass die Worte von heute nicht unbedingt mit dem Handeln von Morgen übereinstimmen müssen. Zumal niemand frei ist von den Einflüssen von außen. Eingebettet in Wissenschaft und Aktivismus. Und gerade letztes kämpft immer gegen etwas und somit auch gegen Menschen. Wir hatten so oft, so viel hofft. Und sind so oft so hart gelandet. Ich hatte gehofft. Aber man kann nicht allein gegen die Windmühlen der klimabewegten Herde ankämpfen. Oder gar den Experten in irgendwelchen 4F-BEwegungen. Whatever that means.“

/me seuftz schwer: „Weil eigentlich is es aussichtslos. Und das nachvollziehbar. Social Proof ist nun mal die stärkste Kraft. Aber vielleicht bin ja ich das Problem und mein Hirn nur nicht systemisch genug gepolt. Und während ich immer noch darauf hoffe, dass man aus diesem Gedankengefängnissen herauskommt – inklusive dem kreativen Gehirnjogging mit Sprachmagie und Co. jenseits der Verhaltensforschung – werden Leute in den Ring geworfen, die unbedingt mitmachen müssen auf der großen werteschwangeren Mission der Zukunft. Du weißt Fritze, Gitta und ich werden nicht warm. Und meine Fluchtreflexe sprangen schon an, als ich die ersten Zeiten ihres Formwandler-Instituts durchgelesen hatte. Aber irgendwie hat Gitta was von KI.“

/me kraucht am Boden: „Ich brech zusammen. Das mehrdimensionale Vorbild Robert Habeck. Demokratien funktionieren grundsätzlich als cokreative Sinnsysteme. Merk dir das Fritze, grundsätzlich ☝️. Und weißt, das schlimme ist, dieses Buzzword-Geschwurbel klingt so gleich. Sinnsuchende Wesen. Und dieses Co-Kreationszeug hatten wir auch schon mehrfach. Neu is jedoch, dass wir solche Sinnsysteme am Computer modellieren können. So als Systemdenker. Im Plural. Und so Kooperationssysteme und Konfliktsysteme herausarbeiten. Konstruktiv kreativ kommunikativ. Zum Glück haben wir da Forschung, damit die Kreativität diagonal durchs System wandern kann. Hoffentlich geht die Trägerkultur nicht kaputt. Und ja, ich zitiere 🫣“

/me liegt wimmernd am Boden: „Wir sind verloren, Fritze“

/Fritze rollt mit den Augen und reicht die vegane Karamellschoki, aus fairer feministischer Arbeit – aber lecka is sie ja

/me rappelt sich auf: „Weißt Fritze, ich will Gitta ja nicht zu nahe treten, aber irgendwie stelle ich mir so Sekten-Gurus vor. Sie fangen Menschen ein, indem sie ihnen mit großen Worten vorspielen, sie hätten die Welt verstanden. Oder gar Mittel und Wege gefunden, wie man sie verändern könnte. Aber davon mal ab, ziehen halt solche großen Worte und wenn man dann noch Systemdenker drüber schreibt, dann hat da was man sagt plötzlich eben eine Wirkmacht in bestimmten Gruppen. Und wer braucht schon Menschen, wenn er Systeme haben kann. Am Ende ist der Mensch doch auch nix anderes als diese KI. Wir plappern einfach nach. Und schon dreimal, wenn jemand Wissenschaft drüber pinselt.“

/me nimmt noch ein Stück Schoki: Weißt, Fritze, die wertvolle Mission is übrigens nich divers genug, hab ich gelesen. Ich würde ja zustimmen, wenn man unter divers unterschiedliche politische Auffassungen, unterschiedliche gesellschaftliche Schichten und so versteht. Aber ich bin mir echt sicher, dass Daniel nur einfach körperliche Merkmale meinte. Es ist frustrierend. Vor allem da ich mir sicher bin, dass Daniel und Gitta mehr ziehen als Green Nudging. Das müssen wir uns auch noch mal genauer angucken.“

/me macht sich nen Tee: „Weißt Fritze, Brücken bauen haben sie gesagt. Raus aus den Lagern. Nicht dass irgendwer aus einem anderen Lager überhaupt schon mal dabei wäre. Und dann kommt ihr Motto von bell hooks, Ihres Zeichens eine Verfechterin intersektionaler, feministischer, antirassistischer und kapitalismuskritischer Ansätze. Und schon sind wir wieder bei der eierlegenden aktivistischen Wollmilchsau. Die man nicht mal mit der Kneifzange anfassen möchte, wenn man nicht selbst zu diesem Lager gehört. Dieser Filmemacher da im Podcast hatte schon recht. Der fiktionale Film darf nicht auch noch zu einem Teil dieses schrecklichen Kulturkampfes werden, der nur in Spaltung endet. Aber genau da landet man. Wenn man das Themas Klimawandel einbauen will als weiteren Schritt der Sensibilisierung. Wenn es nicht ums aufzeigen von greifbaren Perspektiven geht, gemeinsamen Lösen von Problemen sondern dem xten Versuch die Dringlichkeit immer und immer wieder klar zu machen, wenn man keine Schnee mehr in Filmen verwenden darf. Und dann bitte total progressive das Kreuzchen bei der nächsten Wahl machen. Die klimaschwangeren Wissenschaftler erklären uns das sicher wieder beim nächsten Mal. Total faktenbasiert.“

/me tunkt den Zwieback in den Tee: „Pluralistische Ignoranz is übrigens auch was anderes als selbst das Problem zu kennen und zu sagen „die anderen sind noch nicht so weit“. Es bedeutet vielmehr, eine Gefahr nicht zu erkennen, weil die anderen auch tiefenentspannt sind und wir Herdentiere uns an anderen orientieren. Es kann ja dann nicht schlimm sein. Aber mei, egal. Ich will jetzt nicht mit Fakten glänzen.“

Und immer wieder diese Sprachmagie. Manifeste, Kompass, Haltung, Mut, Systeme, Kipppunkte, Narrative, fossil, Blubbel.

/me tritt vor die Tür. Die Sonne blendet. Meine Nase wird erfüllt von all dem Duft der Blüten und dem Misthaufen mit ganz viel Pferd links neben dem Kompost. In meine Ohren streiten sich die Bienchen und die Vögel um die Vorherrschaft der Geräuschkulisse. An dem Wänden klettern Majas rauf und runter. Und Gurken, Erdbeeren.

Aus der Ferne ertönt Kinderlachen.

/me schaut nachdenklich in die Weite: „Weißt du Fritze, es wäre so schön einfach, wenn man sagen könnte, dass andere die Welt gestalten sollten, wenn all die Krisen nur grünes ideologisches Drama wären, wie all das sonstige progressive Geblubbel. Wenn wir so alt wären, wie das Kind, das da in der Ferne lacht, Fritze, was würden wir denken über das Versagen der heutige Gesellschaft, wenn wir erwachsen sind? Würden wir uns fragen, warum man nicht mehr aufeinander eingegangen ist? Warum es immer nur im die eigene Idee oder Idee aus dem eigenen Dunstkreis gegangen ist, anstellen zu erkennen, dass dieses Denken nur ein Bug in unserem Hirn ist. ..“

Kommentar aus dem off: Und ja wir haben ein Häuschen. Okay real betrachtet, sitzen wir in einer Wohnung in einer klassischen Wohnanlage mit einen kleine Fleckchen Balkon. Ohne Wohneigentum und mit dem Wissen, dass so auch meine Zukunft düster aussieht. Wenn alles zusammenbricht, und das wird es tun, bleibt nichts mehr und es hilf nur noch frühzeitiges sozialverträgliches Ableben. Nun gut,, Es kann halt nicht jeder gewinnen in diesem Spiel. Auch wenn man heute zu, oberen Zehntel im Einkommen zählt. Es ist Schall und Rauch. Und nur Projektionsfläche für die Theorien alter toter Männer. Aber zurück zu den Träumen. Den Träumen, die man so hat. Nicht nur als Deutscher. Dem Häuschen mit Garten. Und Balkon.

Die Sonne versinkt hinter dem Berg und taucht den Himmel in leuchtendes Orange.

/me schmeißt das Feuer an: „Auch ein Bierchen, Fritze? Warm versteht sich. Weißt, sie reden immer von irgendwelchen erkämpfen sozialen Veränderungen. Aber sie reden nie darüber, dass wir vor allem die problematischen Entwicklungen, vor deren negativen Auswirkungen wir heute sehen, ganz von alleine gemacht haben. Ohne Aktivismus und so. Oder auch die ganze technische Entwicklung. Die hat kein Aktivist durchgedruckt. Sich irgendwo festgeklebt oder demonstriert. Kannst du dich noch an die Zeiten erinnern als die Leute sich vor dem Aldi um den PC gekloppt haben? Oder sich die Nächte vor dem Apple-Store um die Ohren geschlagen haben, weil das neue iPhone rauskam. Und niemand zwingt uns jedes Jahr in den Urlaub zu fahren. Aber wir tun es. Ganz ohne soziale Bewegungen. Und anstelle genau das zu versuchen, verhindert man Fortschritt durch all diese Kämpfe und dem Vermixen aller Weltverbesserungsthemen. „

/me legt Holz nach: „Es wäre so wichtig jenseits von werteschwangeren gesellschaftlichen Debatte einfach greifbare Perspektiven auszumachen. Wer keine Perspektive für sich sieht, will sich nicht ändern. Und schon gar nicht verzichten oder hart arbeiten. Früher gabs auch Filme über „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Weißt du, dass es auch Geld für Ökosystemdienstleisungen gibt? Dass Bauern langfristig denken müssen, vor allem wenn sie in Agroforst etc. machen wollen. So ein Baum wächst nicht innerhalb von ein paar Tagen. In Bayern kriegt man da übrigens auch Geld für, wenn man da was macht. Schlimm dieses Bayern. Aber noch schlimmer ist, da da keiner drüber redet. Oder besser zu wenige. Aber es is halt kein cooles antikapitalistisches Kartoffelkombinat.“

/me brutzelt ein paar Pilze über dem Feuer: „Weißt du, dass man mit Pilzen bauen kann? Oder aus ihnen Fleischersatz machen kann. Oder Radhelme. Warum verlässt man stillschweigend den Bioökonomierat? Warum? Ich verstehs nicht. Ich bin mir sicher, wir können auch unsere Häuschen anders bauen. So wie unserer hier Fritze. Grün, ganz viel Grün. „

/me schnitzt an einem Stück unserer alten Buche: „Wir brauchen nicht nur Hoffnung. Wir brauchen ein Ziel. Etwas, wo man mitmachen möchte. Eine Traum an dem man gern arbeitet. Kein Heldengeschichten, die uns beruhigen. Oder nachhaltige Schockmomente mit nachhaltigen Erfahrungen der Endlichkeit des Lebens, die uns aufschrecken. Auch wenn die Momente des Innehaltens und Nachdenkens wichtig sind, um eine gewissen Anzahl Menschen erreichen zu könne, die breite Masse braucht dann eben im zweiten Schritt die Perspektive. Und Perspektive ist eben mehr als nur die Zukunft zu sehen. Es heißt sich selbst in ihr zu sehen. Soweit wir das überhaupt können. Weil auch unsere Gedanken der Zukunft sich nur aus dem speisen, was wir kennen. Wie eben ein Häuschen mit Garten oder ein Job mit Karriere und zwei Mal Karibik-Urlaub im Jahr. Plus R2-D2 aus Star Wars.“

/me lauscht dem Quaken der Frösche aus dem Teich vor der Hütte: „Und das is alles so festgefahren. Der Ethikrat befeuert schon wieder den moralischen Kulturkampf zum Klima. Und gleichzeitig heißt es an anderer Stelle wieder, wie wenig Deutschland doch beeinflussen kann. Und ich frage mich, warum nicht gerade so Gremien wie der Ethikrat oder andere darauf hinweisen, dass wenn jeder so denken würde, weil ja jeder doch nur so einen kleinen Teil beträgt, nie irgendwer was machen würde. Die globale Dimension kann nicht heißen, dass nur die anderen handeln müssen. Die globale Dimension kann doch nur heißen, dass jeder handeln muss. Ich versteh es nicht Fritze, warum sag das keiner? Warum blubbeln die dann wieder was von Verantwortung und Haltung für die Armen und Schwachen im globalen Süden daher.“

/me schaut in die Sterne: „Ich verstehe nicht, warum ein Ethikrat sich nicht damit befasst, wie komplex diese moralischen Debatten für Gesellschaften sind. Was das für Auswirkungen hat. Das damit immer Urteile über andere verbunden sind. Und wir sehen seit Corona, was das mit uns macht. Wie sehr es Menschen gegeneinander aufhetzt. Wäre es nicht Job solcher Gremien darauf zu achten, dass wir eben nicht in moralischen Abgründen enden, weil es nur noch richtiges und falsches moralisches Handeln gibt? Und das ganze zu neuen Statussymbolen wird. Vielleicht braucht es eben doch dieses Lagerfeuer der Philosophen. Die nicht machtschwanger Regierungen beraten. Sondern hier bei uns auf dem Hügel sitzen. Nach unten blicken au die Welt und nach Erklärungen und Lösungen suchen. Ohne das Freistilringen um die eine wahre Theorie. Die nachdenklich sind und nicht selbstverliebt. Die frei denken und nicht in Gruppendynamiken oder Ruhm gefangen sind. Die sich mit dme Menschen und seinen Verhaltens- und Denk-Strukturen befassen. Und nicht nur so, wie man sie gern hätte.“

/me macht aus Frust noch ein Bier auf: „Weißt Fritze, ich verstehe auch nicht, warum ein Ethikrat meint, er könnte wie Luisa, Tilo und Co mal das Wirtschaftssystem in Frage stellen, aber eben nicht erklären, wie wir den Sozialstaat finanzieren sollen. Ich halte Altersarmut auch nicht für ethisch vertretbar. Genauso wenig wie eben nicht zuende gedacht aktivistische Kritik in eine ethische Stellungsnahme einzubauen. Ich verstehs nicht. Bei allem Verständnis für das Kaffeekränzchen Ethikrat – siehe Aktivistischer Burgfriede. Man hätte doch aus Corona lernen müssen, dass es eben so einiges mitzudenken gibt. Ich kann nicht von der Politik das eine fordern und das andere außen vor lassen.“

Und sie vergessen immer unser Steinzeithirn, Moral hat die Evolution nicht vorgesehen.

„Kein Wunder, dass KI so viel mehr zieht. Die KI problematisiert nicht, die KI generiert mir Witze. Die KI malt mir Bilder. Die KI nimmt mir heute im hier und jetzt Arbeit ab. Beantwortet meine Fragen, ohne zu klingen wie Robert Habeck. Ne stimmt nicht, ab und an klingt die KI genauso. Zumindest der nachhaltige Ökofreund. Das schwurbelt genauso. Nur entschuldigt er sich, wenn man sagt, dass er schwurbelt. Jedenfalls macht die KI Spaß. Ist spannend wie ein Ü-Ei. Und malt mir Bilder mit Schneeflocken. Und Bilder von einer Zukunft mit ganz viel toller Technik. Und ich wage jetzt mal die steile These, dass KI nicht häufiger gesagt wird in Film und Fernsehen als Klimawandel. Also jenseits von Dokus. Und trotzdem hält sie Einzug in den Alltag. Weil sie uns einen „Mehrwert“ liefert. Und sei es nur das Verfassen eines Briefes an den Handwerker, Vermieter oder Arbeitgeber. Oder eben der Witz.“

/me lässt von der Bill Gates KI ein Lied über die Zukunft texten

Strophe 1:
In der Zukunft, so klar und so weit,
Wo die Träume fliegen bei Tag und bei Nacht,
Da ist Hoffnung, die leise erwacht,
Und die Menschheit, sie strebt nach dem Licht.

Refrain:
Oh Zukunft, du Land der Träume,
Wo jeder Gedanke blüht,
Wir bauen die Brücken zum Morgen,
Wo Frieden und Liebe glüht.

Strophe 2:
Mit Technologie, klug und so rein,
Erschaffen wir Welten, so bunt und so fein,
Die Natur und der Mensch Hand in Hand,
Gemeinsam gestalten wir das neue Land.

Refrain:
Oh Zukunft, du Land der Träume,
Wo jeder Gedanke blüht,
Wir bauen die Brücken zum Morgen,
Wo Frieden und Liebe glüht.

Brücke:
Und die Sterne, sie flüstern Geschichten,
Von einer Welt, die wir bald schon erreichen,
Mit Mut und mit Weisheit im Gepäck,
Schreiten wir voran, Schritt für Schritt.

Refrain:
Oh Zukunft, du Land der Träume,
Wo jeder Gedanke blüht,
Wir bauen die Brücken zum Morgen,
Wo Frieden und Liebe glüht.

Outro:
So singen wir Lieder der Hoffnung,
Und malen die Zukunft so hell,
In Harmonie, Freude und Wunder,
Erstrahlt unser morgiger Stern.

/me kippt vom Baustamm und wimmert am Boden: „Das is ja schlimmer als ne Mischung aus Schlager, DDR Arbeiterlied und den Corona wegtanzenden Schwurblern. Nein KI ist eindeutig keine Lösung. Bau auf, freie deutsche Jugend, bau auf! Bringt mich zum Punkt, dass der Künstler zusammen mit Alin ja letztes Jahr ein Lied mit der Volkslied KI verfasst haben. Kommt am Freitag wohl offiziell raus. Wie war das noch mal Fritze … Wird glaube auch nicht unser Lieblingslied. Und Städte sind eh doof. Mehr Land wagen und vor allem weniger KI.“

/me guckt zu, wie Fritze sich seine vegane Grille über dem Feuer röstet und fragt ich mal kurz, warum Insekten essen moralisch besser sein soll als Kühe essen: „Ach Fritze, dat is alles so aussichtslos. Man müsste AKWs und Tempolimit zusammendenken. Genau wie KI und Natur. Gentechnik und Biodiversität. CCS und Kreislaufwirtschaft. Und wenn man Pilze und Computer zusammendenkt, dann kann man soagr das Leben entschleunigen – Forscher wollen Computer aus lebenden und toten Pilzen bauen. Aber im Ernst, es reicht eben nicht nur „Ja“ zu Degrowth. Lagerübergreifend wäre eben der breite bunte Blumenstrauß an Lösungen. Seuftz. Es könnt so schön einfach sein. Ist es aber nicht. Da am ende jeder festhängt in seinem vermeintlichen Wissen. Und unser Hirn tickt wie es nun mal tickt. Es nimmt das was man wie bei einer Ki vorher reingepackt hat. Mehr kennt es nicht. Und es orientiert sich an denen, denen wir vertrauen. Zumindest was Meinung und Wissen betrifft.“

/me nimmt die letzten Schlucke aus der Bierflasche: „Es wäre so wichtig Klima zu entkoppeln, von all den anderen politisch aufgeladenen Themen. Von all dem Aktivismus. Das versperrt eben den Weg des lagerübergreifenden Dialogs. Und zerstört ganze Bewegungen. Und am Ende sterben wir deshalb in Schönheit. Weil man eben immer mehr wollte. Und glaubte, dass Kampf die Lösung ist. Wie es „immer“ die Lösung war. Nur leben wir in einer Zeit in der mehr Menschen mitreden und aushandeln. Machtverhältnisse geändert haben. Dass Elon Twitter gekauft hat, ist nicht das Problem, auch vor ihm wurde Politik und Gesellschaft stark von sozialen Medien/ Internet beeinflusst. Weil sich dort die tummeln, die vorher nicht über den Stammtisch hinausgekommen waren, bei politischen Debatten. Die am Ende in unserer heutigen Zeit mitentscheiden wohin die Reise geht. Apropos, Elon Musk ist irgendwie ein gutes Beispiel dafür, wie Aktivismus über das Ziel hinausschießen kann. Wenn du mal für eine gute Sache gekämpft hast, dann aber übers Ziel schießt und keiner kann dich aufhalten.

/me schaut zu, wie die Glut langsam verglimmt: „Wir leben in einer Welt ohne Zukunft. Gesättigt. Mit ganz viel Weltuntergang und ganz viel aufgewühlten Gruppen, die sich gegenseitig hochdrehen. In einer Welt, die wir uns selbst geschaffen haben, für die wir nicht geschaffen sind. Und schon gar nicht zum Lösen der Problem mit Zeit- und Ortsversatz und Verantwortung.“

/me löscht das Feuer ab: „Aber am Ende ist es aussichtslos. Egal wie viele Nächte wir uns hier um die Ohren schlagen Fritze. Wie viele Podcasts wir anhören, wie viel Wissen wir inhalieren. Wir Menschen sind nicht für diese Welt und deren Probleme geschaffen. Wir haben uns selbst kaputt gespielt und uns fehlen die Fähigkeiten da rauszukommen. Weil eben weder KI noch Mensch neu denken kann. Nicht in dem Umfang wie man es brauchen würde.

Nacht ✌️

Vorbei der Winter, alles atmet auf
Leben kriecht aus allen Löchern raus
Blüten überrenn‘ jeden Wimpernschlag

Das erste Mal wieder Füße im Gras,
Kinder spiel´n dahinten irgendwas
Eigentlich ein schöner Tag

Is‘ nur grad hart es leicht zu nehm‘
Nicht alles schwarz zu sehn
Bei all der Scheiße, die passiert
Ich will die Hoffnung nicht verliern

Ist grade hart es leicht zu nehm‘
Nicht alles schwarz zu sehn
Bei all der scheiße die passiert
Ich will die Hoffnung nicht verliern

Wir stellen uns wie die Kinder blind und taub
Weder ein Wunder noch Geld und Gott helfen uns da raus
Es wär so einfach und ist doch so kompliziert

Ist grade hart es leicht zu nehm‘
Nicht alles schwarz zu sehn
Bei all der scheiße die passiert
Ich will die Hoffnung nicht verliern

Dass wir die Kurve kriegen, die Gewohnheit besiegen
Und die Dummheit ausstirbt für immer

Silbermond – Will die Hoffnung

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