Ego hin, Ego her. Am Ende sind wir eben nicht autonom sondern abhängig in unserem Verhalten von anderen. Ich bin mir recht sicher, dass das eine größere Abhängigkeit ist, als Kubicki und Co gern eingestehen. Dass dann in Gruppen auch noch „unschöne“ Effekte auftreten können, die dann Problemlösungen erschweren – um eine milde Auswirkung einzuwerfen – haben wir ja schon mal thematisiert. Man Siehe Die dunkle Seite der Gruppe – Bias Teil 3. Das ganze kann ganz übel werden und in bilden Gehorsam und Kriegen enden. Wir dürfen ja gerade wieder zusehen.
Neben der Macht der Masse spielt da auch die Macht der Deindividuation eine Rolle. Deindividuation ist wenn wir komplett in der Gruppe verschwinden. Das Ich im Wir verloren geht. Temporäre Symbiose der etwas anderen Art. Ja wir können uns nicht nur in einer einzelnen Person verlieren, um mit ihr zu verschmelzen, sondern sogar mit einer Gruppe.
Bin auf einen interessanten WissKomm-Podcast gestoßen – „Achwas“. Man beschäftigt sich dort mit der digitalen Transformation und auch mit den Phänomenen, die die digitale Welt mit sich bringt. Wobei wir ja wissen, die digitale Welt erschafft uns nicht neu. Aber sie zeigt uns Dinge auf, die immer schon da waren. Sie verstärkt. Triggert Dinge an, die sonst eher nicht zu Tage treten, aber tief in uns drin sind. So auch die Deindividuation.
Auf der Suche nach den Ursachen für die sich große Zahl der sich allenthalben fröhlich vermehrenden Mr. Hydes im Web werden wir in Folge 10 kurz im 19. Jahrhundert auf den Schultern von Riesen stehen und uns dann drei experimentelle Studien genauer ansehen: Die berühmte „Stanford Prison Studie“ von Richard Zimbardo, der wir den Begriff des „Luzifer Effekts“ verdanken, dann eine durchaus nicht unbekannte und sehr clever geplante Studie über die Ehrlichkeit von Halloween-Kindern („trick or treat“), die im Wesentlichen die gleiche Erkenntnis liefert: Menschen neigen in Anonymität und in Gruppen dazu, sich schlecht zu benehmen. Schließlich wenden wir uns wieder dem Web zu und berichten über ein beeindruckendes „Real World-Experiment”, das von Psychologen beim Relaunch der Kommentarfunktion der Huffington Post durchgeführt wurde – das Ergebnis ist wieder das Gleiche.
Wir können die Schlussfolgerung vorwegnehmen: Bringe Menschen in Gruppen, mache sie anonym, sperre Autorität aus, sorge dafür, dass niemand bestraft wird. Dann wird es früher oder später Täter und Opfer geben und es werden Trolling, Mobbing und Lynch-Szenen entstehen. Das ist normal. Menschen funktionieren so, aus Dr. Jeckyl wird – statistisch gesehen – Mr. Hyde. Nicht normal ist und verboten gehört aber, dass Social-Media-Anbieter mit solchen Dingen zündeln und dann ins Feuer blasen, um Traffic zu erhöhen, Marktanteile zu gewinnen, Aktionäre und Investoren zufriedenzustellen und – natürlich – Geld zu verdienen.
Die Macht der Deindividuation
Ich muss mir den Podcast noch mal reinziehen, weil klingt sehr spannend. Ich hoffe da auf Goldgrube. Nicht nur bei der einen Folge. Aber wir wollen mal nicht die Erwartungen zu hoch schrauben. Aber ich lass das mal als Bookmark hier.
Zurück zur Deindividuation und dem Luzifer-Effekt. Schlimme Sache. Bekannt aus dem „Stanford Prison Experiment“. Lass Menschen Gefängnis spielen und wenn du die Rahmenbedingungen auf eine bestimmte Art setzt, wird es gruselig. Und so gruselig war es nicht geplant, aber es passierte. Und man sucht auch Jahrzehnte später noch nach den Zusammenhängen.
Menschliche Monster
Zimbardo fasste seine Ergebnisse 2007 in dem Buch „Der Luzifer-Effekt“ zusammen. Er gelangte zu folgender These: Nicht die Veranlagung bringt Menschen dazu, Böses zu tun. Es ist die Situation, in der sie sich befinden. Der Mensch wird nicht böse geboren. Die Macht der Umstände schafft Täter und Opfer. Jeder kann sich in ein menschliches Monster verwandeln. Die Geschichte liefert zahllose Beispiele.
Zimbardo nennt eine Reihe von psychologischen Faktoren, die solche Gewaltexzesse begünstigen. Eine Bedrohungslage, die Macht von Vorschriften, Gruppendruck, Anonymität und die Reduzierung der komplexen Persönlichkeit auf zugewiesene Rollen sind nur einige davon.
Der Luzifer-Effekt: Warum das Böse in jedem steckt
Mensch ist nicht edel und gut. Wohl wahr. Und der Grat vom Opfer zum Täter zu werden sehr schmal. Wir unterschätzen so sehr die Macht der Gruppe. Die Macht der anderen über uns. Die uralten Programme in uns, die uns zu Monstern machen können.
Warum also ist es so einfach, ganz normale Menschen dazu zu veranlassen, ihren niedrigsten Instinkten zu folgen und andere Menschen zu quälen? Zimbardo führt in Auswertung seines Experiments verschiedene Gründe auf: Es muss eine Bedrohung von außen geben. Eine übergeordnete Autorität duldet oder fordert sogar das Verhalten. Eine Gemeinschaft – wie die der Täter – erzeugt Gruppendruck. Die Täter flüchten sich in Anonymität (siehe die Brillen der Wärter) und die Opfer werden zu Namenlosen (siehe die Nummern) und verlieren jede Individualität.
Wie man der Manipulierbarkeit entkommt
Wenn Verantwortung verwässert. Und das Ich im Wir verloren geht. Menschen haben schon immer die grausamsten Dinge als Gruppe getan. Und sie tun es jeden Tag wieder.
So und jetzt schütteln wir uns alle und wechseln mal das Thema. Bleiben aber bei der Gruppe und den damit verbundenen Dynamiken.
Wo hört Social Proof (Sozialer Beweis) auf und wo fängt Soziale Erwünschtheit an. Um nicht zu sagen, dass man im Wissen was von einem erwartet wird, halt auch manchmal so tut als ob. Wir antworten bei einer Umfrage so, wie wir glauben, dass es von uns erwartet wird oder reden öffentlich entsprechend, handeln dann aber doch insgeheim anders. Darum is das auch mit Wahlumfrage etwas komplizierter geworden, seit wir uns mit AfD und Co rumschlagen müssen. Da haben die Umfrageinstitute dann auch eine Geheimrezept, wie sie dann die AfD Werte hochrechnen, weil sie wissen, dass ein gewisser Anteil der Bevölkerung dann in der Wahlkabine doch bei der AfD das Kreuz macht, auch wenn sie bei der Umfrage offiziell was anderes gesagt haben. Und das gleiche gibts auch bei Klimaschutzthemen. Laut Umfrage wollen wir weniger fliegen, machen es dann aber doch wieder.
Warum machen wir das? Natürlich zur Selbstdarstellung. Oder wie wir das in der Wissenschaft nennen „Impression Management“. Nach außen das richtige, das gute Bild abgeben. Den positiven Eindruck bei anderen hinterlassen. Und manchmal auch bei uns selbst. Wir täuschen uns halt auch selbst recht gern. Waren wir ja schon mal – Traust du dir noch oder hast du dich schon durchschaut? Also verdrängen wir auch mal ein paar negative Eigenschaften und tun nach außen und auch vor uns selbst so, als wären wir anders. Ich hab ja die steile These, dass das immer dann das fall ist, wenn jemand sehr betont, dass er x, y, z ist.
Blöd für die Forschung ist hat, dass wir dann eben die Umfrage schrotten, weil wir halt so antworten, wie wir glauben antworten zu müssen. Und dann fliegen halt doch alle wieder nach Malle. Menschen sind halt doch so. Und oft wissen wir es auch und trauen der Umfrage nicht. Zu Recht.
Also gib den Menschen zum Fragebogen entweder Alk oder nur ne Minute zum Ausfüllen. Dann werden sie ehrlicher. Dann funzt das mit der Selbstdarstellung auch nicht mehr so gut. Ich wette da spielt auch moralische Selbstdarstellung eine Rolle. Am Ende gehts ja auch da nur darum andere zu beeindrucken. Und weniger um den Sinn hinter der Moral/ dem Wert an sich.
Sei wie du bist. Aber am besten so, dass du erfolgreich bist. Mit ganz viel Selbstkontrolle. Management ist anstrengend. Frage mich, ob da auch so Dinge dazugehören, wie Gemeinsamkeiten erzeugen. Nun gut. Hee hee Machtspielchen sind auch Teil des ganzen. Okay. Ach man kann auch Unwissen vortäuschen nicht nur Wissen. Uii. Auf alle Fälle ist Vorsicht geboten. Menschen haben ein Radar für sowas.
Leiten wir dann noch mal kurz zum Self-Monitoring über. Ist ein ähnliches Konzept. Geht darum, dass wir uns selbst „überwachen“ um uns an das gewünschte Verhalten anzupassen. Kann nicht jeder gut, aber manche um so besser. Wobei da gilt, dass es nicht nur die kühl berechnenden gibt, sondern auch die ängstlichen , die das aus Selbstschutz machen und nicht um nen Vorteil abzugreifen.
Frage mich, obs da auch was in die Gegenrichtung gibt. Eine Anfälligkeit für Bewunderung anderer. Dass man sich leicht beeindrucken lässt. Auch von Oberflächlichkeiten. Charisma. Als Herdentiere haben wir ja den Hang einem Leittier zu folgen. Egal. Oder auch nicht. Naja vielleicht find ich noch was.
Apropos Selbstdarstellung. Ich habe da echt ein paar harte Probleme mit ein paar Punkte.
Diese schrägen Beschwerden, dass unterstellt wird indoktriniert worden zu sein. Keine Ahnung, ob da wirklich mal einer gefragt oder behauptet hat, dass Maja Göpel von ihren Eltern „grün“ indoktriniert wurde. Zwecks Diskreditierung. Mir ist nix bekannt mit dem Wortlaut. Ich kennen nur berechtigte Fragen von Journalisten, ob es nicht „viel leichter erscheint klimaneutral/ nachhaltig zu leben“, wenn man es von klein auf gelernt hat. Ob es eben nicht für Menschen, die anders sozialisiert wurden, viel schwerer ist umzuschalten. Und diese Frage ist absolut berechtigt und richtig. Aber dazu müsste man die Perspektive derer einnehmen, die vor viel schwereren Herausforderungen stehen, wenn sie ihren Autopiloten umlenken sollen. Wenn das immer so einfach wäre, bräuchten wir die ganzen Therapeuten nicht. Und da geht es eben nicht darum Maja Göpel zu diskreditieren oder sonst was, sondern es geht um die anderen. Wir Menschen kreisen ja gern um uns selbst. Aber eben oft kommen so auch Fehlinterpretationen raus.
Dieses dauernde Opferding, das zieht sich so durch die S4F Vorturner, vielleicht ist es deshalb auch nur eine Gemeinsamkeit. So dass ein Betonen „wie böse man diskreditiert wird“ als Status Marker gilt. Mich irritiert das immer ungemein. Und oft kann ich es nicht mal mehr ertragen. Und teilweise macht es dann auch Dinge kaputt. Kann ich von jemanden erwarten, dass er Menschen versteht, die eben anders erzogen / sozialisiert wurden, wie hart ein umlernen ist, wenn er sich immer nur über die Fragen der Journalisten bezüglich seiner eigene Sozialisation aufregt? Dass ich von Claudia, Stefan, Terli nix erwarte diesbezüglich is ja das eine, aber … ach lassen wir das. Wir Menschen und unser Selbst. Es ist fragil und kompliziert. Und auch immer beeinflusst durch die um uns rum.
Und weil dieses Social Proof eben vor allem auf unsere Herde/ Gruppe im Alltag zielt und nicht nur auf das große Ganze und Ausnahmefälle wie Unfälle/ Morde
So Fritze und jetzt müssen wir noch rausfinden, wie sich Veränderungen durchsetzen, so dass die Herde auch in die richtige Richtung trabt. Diese Waschmaschinen-Theorie *hust* halten wir nur bedingt für glaubwürdig. Und linke Machttheorien helfen auch nicht weiter. Weil es geht nicht darum Reichen das Geld wegzunehmen. Zumal es nicht stimmt, dass reichere Haushalte nix tun würden. Wenn man mal den leidigen Verkehr inkl. Fliegen außen vorlässt, dann haben Einkommsenstarke Haushalte schon richtig was gespart bei Energie und Heizen.
Das nur noch mal eingeworfen, weil ich es leid bin. Und irgendwie läuft das auch unter dem Punkt der falschen Annahmen über unsere Mitmenschen. Ach ich will keine Weltbilder schrotten. Wo kommen wir dahin. Armin hat da aber schon recht. Aufklärungskampagnen tun da Not. Jenseits Einzelfälle von unbelehrbaren durch die Medien treiben.
Hab mir Armins Buch zugelegt. Nachdem ich den Artikel her überflogen habe
Und genau hier liegt der Knackpunkt: Moralisches Handeln fällt uns schwer, weil es mit Kosten verbunden ist – sei es Geld, das wir spenden, Zeit, die wir in soziale Projekte und andere Menschen investieren, oder Konsummöglichkeiten, auf die wir verzichten. Würde uns Altruismus nichts kosten, wären wir wohl alle moralische Superhelden. Wie wir dem Guten dennoch auf die Sprünge helfen können, möchte ich anhand von einigen Erkenntnissen zum menschlichen Verhalten illustrieren
Ein wichtiger Treiber moralischen Verhaltens ist der Wunsch, vor anderen und vor uns selbst gut dazustehen. Das Streben nach einem guten Image verleiht prosozialem Handeln Flügel: Wird unser Verhalten von anderen beobachtet, spenden wir mehr, legen uns mehr ins Zeug und verhalten uns kooperativer. Wir sind derart konditioniert auf die Wahrnehmung anderer, dass sich Reputationseffekte in vielen Bereichen zu Nutze machen ließen, etwa durch mehr Datentransparenz zur Erhöhung der Steuermoral oder eine Klarnamenpflicht zur Verbesserung der Debattenkultur in Online-Medien.
Warum wir das Gute wollen und es doch nicht tun
Gucken wir mal, was substanzielles über bleibt vom Buch. Oder ob er sich auch nur wortgewandt um die bekannten Ideen dreht. Weil am Ende ist auch jeder Wissenschaftler ein Spielball des Umfelds, der anderen und deren Ideen.
Und parallel denke ich noch über die bösen Ideen der freien Wirtschaft nach.
Viele nachhaltige Innnovationen erfordern Verhaltensänderungen bei Konsumentinnen und Konsumenten. Und sei es eben nur, die Handseife nachzufüllen, statt einfach auszutauschen. Innovationstreibende im Bereich Nachhaltigkeit müssen den Fokus der Innovation-Journey so setzen, dass die Wahl ganz natürlich und unbewusst auf ihr Produkt oder Angebot fällt und den Konsumierenden die Umstellung so leicht wie möglich gemacht wird.
Wie Verhaltenswissenschaften erfolgreiche Innovationen fördern
Weil irgendwie ja. Und sie begründen das auch ganz gut mit eben den Erkenntnissen aus den Verhaltenswissenschaften. Werde mich jetzt auf diesen Begriff Verhaltenswissenschaften einschießen. Weil ja irgendwie überschneidet sich das oft.
Homo Weirdos – aha. Joa Hauptsache Homo ✌️. Hab den Überblick über die ganzen neuen Homos verloren. Aber nun gut.
Ach herje, Rudi hat mit dem Christian das Klimageld neu gedacht. Ach herje. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Bin mir eh recht sicher, wir debattieren das Klimageld eh so lange, bis es kein Klima mehr gibt.
Der Degrowthbubble hat mir Kinder in die TL gespült. Und spätestens jetzt sollte man erkennen, dass Degrowth mehr ist als nur etwas Wirtschaft reduzieren. Und da geht grade viel kaputt. Und man beäugt vor allem auch Germany. Nicht dass ich Degrwoth eine Träne nachweine, aber da machen sich neue Fronten auf. Dinge die auch nicht einfach zu kitten sein werden.
In dem Sinne Peace! ✌️ Möge der Gott der Regenbogen über euch wachen, Jungs!
Stelle übrigens fest, dass mich die lachenden Kinder mehr bewegen als die toten. Kein Gott der Welt tötet lachende Kinder. Keiner.
1 Gedanke zu „Das Ich im Wir“