Nachdem mein Kopf sich mal wieder sehr tiefgefroren leer anfühlt, so viel zur erschöpften Gesellschaft, und nicht viel eigenes produzieren mag, kommen wir noch mal zurück zu den Philosophen. Den Thomas Fuchs hatte ich ja noch offen. Fast vergessen. Der Thomas is Philosoph und Psychiater. Endgegner next one. Hüstel. Aber wir haben ja gelernt. Bei Philosophen einfach entspannt zuhören. Das Fach lebt von Thesen und Kreativität. Und überall ist meist mindestens ein Fünkchen Wahrheit. Daher lohnt es sich immer reinzuhören. Zumal wir ja alle angeblich veränderungsmüde sind. Oder wie jemand sagte transformationserschöpft. Aber wie erschöpft sind wir als Gesellschaft? Der Thomas denkt drüber nach.
Die Überforderung hat zunächst mit der Gesellschaft insofern zu tun, als wir sicher eine Intensivierung von Arbeitsprozessen haben. Das heisst nicht, dass man nicht aus diesen Prozessen fallen kann und dass es auch psychische Probleme gibt, die mehr mit dem Zurückfallen, Abgehängtwerden zu tun haben. Aber die in der Arbeit eingebundenen Menschen haben zunehmend Probleme, mit der Beschleunigung mitzuhalten. Dann kommen zusätzliche Anforderung durch die Digitalisierung dazu. Dazu kommen eben die von Ihnen angesprochenen Krisen, Kriege und Probleme, die mit Zukunftsängsten zu tun haben, Inflationsangst, Angst vor Migration. Also diese verschiedenen Dinge.
Schön zu hören, dass Menschen darüber noch wertfrei reden könne. Ohne die Menschen mit diesen Ängsten abzuwerten.
Wenn Digitalisierung zur Überforderung führt, is so richtig was schief gelaufen. Gerade im Job sollte Software den Anwender nicht erschlagen, sondern klar strukturiert und überschaubar sein. Expertentools sind dann auch nur für Experten. Hm. Frage mich ob da viel Unwissenheit vorhanden ist. Was die Angst schürt. Wie so oft.
Diese Verdichtung ist etwas, das ein Gefühl von Ohnmacht erzeugt. Ich bin konfrontiert mit einer Komplexität von Themen, der ich kein eigenes Handeln gegenübersetzen kann. Das macht hilflos, ohnmächtig. Und Ohnmacht ist eine ungute Verfassung für Menschen. Sie geht nämlich mit dem Gefühl von Handlungsverlust und Kontrollverlust einher. Und das gehört zu den ungünstigsten Voraussetzungen, zu den massivsten Belastungsfaktoren, die zu psychischen Störungen führen können.
Ja, das führt zu Aggression, wenn es eben nicht nur um eine Niederlage geht, die individuell empfunden wird, um Versagensgefühle. Sondern wenn ich den Eindruck bekomme: „Da stimmt insgesamt etwas nicht.“ „Die Regierenden sind selber nicht in der Lage, das zu steuern.“ Also der Kontrollverlust wird an den politischen Eliten wahrgenommen. Und das führt wiederum nicht zu Depressivität und Angst – das kann es auch -, sondern zu einer Gegenreaktion: zu Groll, Verdruss, Feindseligkeit, Ressentiments.
Interessante These. Die gefühlte Wahrnehmung des Kontrollverlustes der politischen Führung führt zu Groll. Man selbst kann nichts tun, da man zu klein ist, nicht den Handlungsspielraum hat. Und die die diese Macht es haben, die kriegen nix auf die Kette. Ich verspüre Groll in mir. Oder sagen wir so, das schlimme ist, die haben auch echt keine Plan.
Wir haben eine linear beschleunigte Zeitordnung, und die ist buchstäblich atemlos. Da werden tendenziell die Atem-, die Schlafrhythmen übergangen. Wir haben es mit einer Gesellschaft zu tun, die dann ihr Sinnbild findet in dem Time Square in New York. Also der Platz, der Tag und Nacht erhellt ist und wo die Reklameflächen vor einem auf und ab flimmern. Eine Stadt, die niemals schläft, wie sie sich selbst nennt. Oder Helene Fischer: „Atemlos durch die Nacht“.
Wobei ich bei vielen nicht verstehe, warum man das mitmacht. Warum muss man sein Leben zumüllen. Mit all dem heißen Scheiß, den man getan, gesehen etc haben muss.
Die zyklische Zeit des Lebendigen ist dadurch ausgezeichnet, dass sie sich auch nur in Zyklen regenerieren, reproduzieren kann, dass Ressourcen erschöpfbar sind. Und das sind die individuellen Ressourcen, das sind aber auch die kollektiven und die natürlichen Ressourcen. Individuell äussert sich dieser Clash der Zeitordnungen dann in Überforderungssyndromen, Depression, Erschöpfungsdepression. Kollektiv äussert sich das in den Krisen, die wir nun erleben, der alles überwölbenden Klimakrise, einer Ressourcen-Erschöpfungskrise. Und wir sollten auch nicht unterschätzen, wie nachhaltig und unterschwellig und damit auch einflussreich diese Grundstimmung einer düsteren Zukunft ist. Diese liegt nicht mehr hell, optimistisch vor uns, sondern sie ist irgendwie verdüstert. Das greift auch stark die individuelle Psyche an, gerade, weil es nicht so vordergründig ist. Man kann das verdrängen. Das tun wir zurzeit auch wieder. Die konkreten Krisen scheinen das Leben zu bestimmen. Die Ängste sind zunächst gerichtet auf die Gegenwart und die unmittelbare Zukunft. Aber es bleibt diese untergründige, atmosphärische Zukunftsangst.
Zukunftsangst. Aber dennoch sind wir das Kaninchen, das wartet bis es gefressen wird. Angst lähmt. Oder uns fehlt wirklich das Wissen über die Handlungsoptionen. Oder wir hängen zu sehr im Jetzt in der Gegenwart fest. Gedanklich. Ich glaube das das schon sehr wichtig ist.
Ein Vertrauensverlust in die Möglichkeiten der Zukunft
Kann ich die abwählen? Ich frag ja nur.
Verdrängung ist auch etwas Gesundes.
So. Punkt. Aber im Ernst, dass wir über die Fähigkeit der Verdrängung verfügen, hat Gründe. Die Evolution hatte die Herausforderungen unserer heutigen Zeit nicht vorgesehen. Und uns so auch viele Dinge an die Hand gegeben, die nicht helfen. Im Gegenteil. Auch wenn sie an anderer Stelle total hilfreich sind. Not a bug is a feature.
Man könnte zunächst denken, Burn-out hat etwas mit Überforderung im Sinne der physischen oder psychischen Leistung zu tun. Das ist ein Aspekt. Aber der wichtigere ist, dass das eigene Engagement, die Überidentifikation mit einer Tätigkeit, nicht von genügend Resonanz, wenn man so will, getragen ist. Sie wird nicht genügend anerkannt oder belohnt.
Die Sinnlosigkeit entsteht daraus. – Okay. Die entsteht aus dem Gefühl: „Ich setze mich so ein, und es kommt nichts zurück.“ „Was soll das noch?“ „Ich erfahre nicht genügend Resonanz in meiner Arbeit.“ Das macht die Arbeit sinnlos und entwertet das, was ich einsetze.
Das mit der Rückkopplung, mit der Resonanz ist ein verdammtes Problem. Wir brauchen das. Haben wir das nicht, kommen wir durcheinander. Eins dieser Probleme mit denen wir kämpfen bei den Herausforderungen unserer Zeit. Ich denke. Hm.
Das führt zu zunehmenden Selbstzweifeln. Dann dem Versuch, das zu steigern, sich noch mehr einzusetzen, sich noch mehr zu engagieren, noch mehr Freizeit zu opfern. Paul Watzlawick hat dieses Prinzip „Mehr desselben“ genannt. Unsere übliche Lösungsstrategie. – Ah ja. Also: „Das, was ich bisher gemacht habe, das muss doch irgendwie zum Erfolg führen.“ „Jetzt mache ich mehr davon.“ – Das ist interessant. Das ist häufig. – Wir tun mehr und lassen nicht los. Ja. Richtig. Wir stellen das nicht infrage, sondern versuchen es zunächst mit noch mehr, gewaltsam sozusagen. Und das führt in diesen Zirkel zunehmender Überarbeitung, Verlust von Freizeit, Verlust von Regenerationsfähigkeit.
Ich geh dann mal schlafen.
Bezüglich virtuellem Arbeiten haben wir verschiedene Ansicht. Ich hüstele.
Und es ist wichtig, sich klarzumachen, dass die primäre verkörperte Beziehung, die sich im Hier und Jetzt entwickelt hat, wichtig ist. Man konnte eine Beziehung, eine Bindung aufbauen. Ohne all das ist das virtuelle Bild so etwas wie ein Scheinbild.
Hmm. Da sind wir jetzt glaube unterschiedliche Generationen. Ich behaupte, dass dieses Scheinbild auch gilt, wenn sich real gegenübersteht. Wie viel man von sich preisgibt ist nicht hängig davon, ob man sich direkt gegenübersteht. Auch von Angesicht zu Angesicht können wir vorgeben jemand anderes zu sein, können lügen etc. Nur die Optik ist eigentlich eher das unwichtigste. Und ich habe immer noch Menschen in meinem Leben, sehr wichtige Menschen in meinen Leben, die ich online kennen gelernt habe.
Was nicht heißt, dass gerade Kommunikation wenn sie nur virtuell stattfindet, nicht sowas von in die Grütze gehen kann. Weil ab und an die nonverbale Ebene sehr wichtig ist. gerade wenn es emotionaler wird.
Und Sie zeigen auch, dass nicht nur der Körper des anderen wichtig ist gegen die Einsamkeit, Wie wichtig ist der Körper für den Geist? sondern auch ein gutes Verhältnis zum eigenen Körper zentral ist. Sie sagen, wir müssten lernen, den Körper zu bewohnen. Und das hängt damit zusammen, ob wir die Erde bewohnen können und bewohnbar halten können.
Manchmal fragst dich echt schon, ob man Klimawandel und Co. wirklich überall unterbringen muss. Hüpf drauf.
Achtsamkeit, Meditation – das sind Möglichkeiten, wirklich in die Gegenwart zu kommen. Und die müssen wir kultivieren.
Ja wenn wir das richtig machen. Wenn es eben nicht ein Geschäftsmodell is. Wenn es nicht um Selbstoptimierung geht. Ja stimme zu, dass unsere moderne gehetzte Welt Anker braucht. Nicht noch mehr Freizeitstress. War wieder draußen. Um die 0 Grad. Hinten raus, wenn dann die Minus kommen, is schön hart. Aber Schmerz ist wichtig, sagt Buddha. Wegen dem Leid. Oder so. Jedenfalls erdet das auch wieder schön.
Ich denke aber auch an einfache Erfahrungen wie die Verbindung mit der Natur. Z.B. das Wahrnehmen von Gerüchen, Farben, Jahreszeiten, Tageszeiten. Man soll den Leib in dem Sinne bewohnen, dass er auch ein Teil des Lebendigen ist. Er ist wesentlich Teil der Natur, die wir brauchen, um uns in ihr beheimatet zu fühlen.
Aber da sind wir doch bei Achtsamkeit. Aber ja, die kann man auch ohne Achtsamkeit leben. Auch wenn ich behaupte, dass das durchaus immer wieder auf Achtsamkeit hinausläuft. Ich will nicht von buddhistischer Philosophie reden, sondern Achtsamkeit im Sinne bewussten Erlebens.Achtsamen Umgang im Sinne von Respekt vor dem Leben. Nicht nur vor dem Leben der anderen Menschen sondern alles was uns umgibt. Für mich hat Achtsamkeit vor allem auch viel mit dem Ausschalten des Autopiloten zu tun. Wirklich mit dem energieraubenden bewussten Blick durchs Leben schreiten. Auch wenn man sich dazu „zwingen“ muss. Weil es eben nicht unserer Natur entspricht. Die is auf Sparflamme aus.
Aber ja, sich selbst bewusst wahrzunehmen als Teil eine großen Ganzen. Was zumindest spirituell in vielen Naturvölkern noch existiert. Nur haben wir uns ja leider entkoppelt. Wir sind umgeben von menschgemachten Dingen. Ich zweifele immer noch, dass wir uns der Natur zugehörig fühlen können, wenn wir sie nicht mehr wahrnehmen. Und ich weigere mich Ökosysteme oder Natur als Begriffe auszudehnen auf Technik, Städte und Co.
„Nur, wenn wir unseren Leib wirklich bewohnen, werden wir auch die Erde als bewohnbar erhalten können.“
Thomas hat die These, dass wir die Erde zerstören auch weil wir kein richtiges Gefühl zu unserem eigenen Körper haben. Aber lassen wir ihn mal erklären.
Naturzerstörung hat damit zu tun, dass wir die Naturseite an uns selbst nicht mehr wahrnehmen und uns für beherrschbare Mechanismen halten. Das ist die Konsequenz eines bestimmten Menschenbildes, das sich aus dem Dualismus der Neuzeit ableitet
Die Trennung von Körper und Geist. Emotionen sind auch doof. Aber der Geist braucht den Körper. Den ganzen Körper für das Bewusstsein. Und wir brauchen ach die Emotionen. Der Mensch funktioniert nur als Ganzes. Und auch nur mit den Dingen, die wir versucht haben abzutrainieren. Das Tier in uns … rrrhhh. Okay ich überspitze.
Der Geist funktioniert jedenfalls nicht ohne Körper. Und genauso funktioniert der Mensch nicht ohne Natur. Es gehört zusammen.
Yves: Wenn ich Ihnen zuhöre, klingt das schon wie „Zurück zur Natur!“ Und es gibt auch Sätze, wo Sie schreiben, die Welt des Lebendigen stehe im Widerstreit zum modernen linearen Fortschritt und zum unaufhörlichen Wachstum. Ja. – Müssen wir uns denn von Wachstum und Fortschritt verabschieden? Müssen wir zurück in vorindustrielle Zeiten, etwas plakativ gesagt?
Thomas: Jedenfalls bedarf es einer neuen Versöhnung dieser gegensätzlichen Prinzipien, auch der Zeitprinzipien. Diese muss den Ausgleich von Linearität und Zyklizität, also von linearem Wachstum und zyklischer Regeneration, bewusst in den Blick nehmen. Dazu gehört unsere eigene Regeneration. Es gehört aber auch dazu die Regeneration der Natur um uns, die Natur der globalen ökologischen Sphäre. Diese haben wir in der anthropozentrischen Moderne rücksichtslos ausgebeutet. Wir erleben jetzt das Resultat davon, das sozusagen auf uns zurückfällt. Das ist keine Rache der Natur, wie das manchmal formuliert wird, sondern ein Geschehen, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wenn wir das ins Gleichgewicht bringen wollen, bedarf es auch einer kollektiven Anstrengung, die unsere eigene Konvivialität mit dem Lebendigen fokussiert.
Ich stimme dem ja grundsätzlich zu. Aber wie so oft, vergessen sie alle, die Rahmenbedingungen anzusehen. Die Natur ist nicht mehr in unserer Wahrnehmung. Und schon gar nicht die Regeneration. Ein Städter geht vielleicht raus zum Wandern oder so. Aber das wars doch dann. Wer versteht denn heute noch was von den Prozessen in der Natur? Und da meine ich nur die offensichtlichen im Jahresrhythmus und Nahrungskette und so. Die Milch wächst doch im Supermarkt.
Was Konvivialität heisst, könnte man mit Albert Schweitzer formulieren. Der hat diesen Gedanken schon früh entwickelt. Dieser berühmte Arzt und Philosoph und Musiker und Theologe. Der bekannt geworden ist als Gründer von Lamberene, als grosser Humanist. Urwaldoktor. – Urwalddoktor, ja. Aber er hatte auch eine eigene Kultur- und Lebensphilosophie, die in dem Satz gipfelt: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Und daraus leitet er eine Ehrfurcht vor dem Lebendigen ab.
Den Satz hatten wir schon mal.
Denn die Notwendigkeit, von Leben zu leben, macht ja dann doch wieder das Lebendige aus. Das darf man nicht idealisieren. – Fressen und gefressen werden. Ja. Bis zu einem Grad, ja. Also Leben ist auf Leben angewiesen. So romantisch darf man sich’s nicht vorstellen. Es ist ein Geben und Nehmen, ein Empfangen und Verausgaben und ein Sich-Nähren von Lebendigem.
Die Sichtweise finde ich interessant. Erinnert mich an den Jäger/ Förster letztens auch der Doku im Bayrischen Fernsehen. Der sagte, er versucht immer, dass das Tier nicht leiden muss. Man muss sich klar machen, dass man ein Leben nimmt. Ich glaube dieses Wissen war lange verbreitet. Aber wir lassen das Leben nehmen, Es wächst im Supermarkt. Aber der Respekt vor dem Tier und seinem Leben, heißt nicht es nicht als Nahrung zu verwenden. So funktioniert das Leben. Aber eben mit Respekt und Demut. Und somit eben nicht als Massenware und täglich. Aber das kriegst auch wieder schwer verkauft. Alles was mit Werten und Moral zu tun hat. Das Einstellungsnetzwerk oder wie des hieß, is a bitch.
Ich würde von einer Konvivialität sprechen, die eine Verankerung unseres leiblichen Seins in der Lebendigkeit der Natur beinhalten würde.
Ich überlege noch, ob man sich dieses Wort merken sollte. Weil es auch von diesem Kollektivzeug weggeht. Und den damit verbundenen Wertungen. Man sollte nicht googeln. Ich hasse Manifeste. Egal. Ich notiere das mal. Dabei fällt mir ein. Da war dich noch was, was ich nicht so schlecht fand. Zu lange her … vergessen. Argh.
Ja. Und kommen wir noch einmal auf die Jugendlichen zurück, die diese Entfremdung am meisten spüren, weil Sie das positive Zukunftsbild nicht mehr haben. Für sie ist es, glaube ich, besonders wichtig, dass wir hier in einen neuen Prozess eintreten, in dem die Beheimatung auf der Erde noch einmal neu gefasst wird. Denn sonst werden sie keine positive Zukunftsvorstellung entwickeln können. Die Klimakrise bezieht sich auf Jahrzehnte, womöglich gar mehr. Ja, ja. – Das verdüstert sich. Dem müssen wir was dagegensetzen.
Yves: Könnte das heissen, eine Woche Bauernhof statt Computerkurs? Z.B. Also schon Leben in und mit der Natur. Mehr Nähe erleben. Und sich auch selbst neu verstehen als ein Teil von Natur.
Pflichtpraktika, ja wolle. Warum nicht. Ich will nicht noch gleich ein Öko-Jahr einwerfen. Aber mal raus in die Natur bewusst gesteuert von unserem Bildungssystem wäre nicht verkehrt.
In Amerika hat die Zahl derjenigen, die sich einsam fühlen, massiv zugenommen hat, bis auf 60 % inzwischen. Und zwar wieder gerade bei Jugendlichen, und das trotz der ständigen Kommunikation auf Social Media. Oder gerade ihretwegen. […] Nur noch 16 % der Amerikaner fühlen sich einer lokalen Gruppe zugehörig. Und lokale Gruppen sind das, was Menschen eigentlich brauchen, weil sie mit der großen Gruppe der Gesellschaft oder Menschheit tendenziell überfordert sind. Sie brauchen die Verankerung in kleinen, lokalen Gemeinschaften, in denen sie sich anerkannt fühlen. Weil wir aus diesen kleinen Gruppen entstanden sind.
Endlich sagts mal einer. Ich knie nieder. Vielleicht kommt das bei vielen Themen unserer heutigen Zeit auch oben drauf. Und eben auch beim Thema Migration. Wir brauchen Gruppen, wir können sie uns wählen, sie beeinflussen uns auf so viele Weisen. Und gleichzeitig machen sie uns eben auch kaputt. So wie es heute funktioniert.
Also immer die Anerkennung: Ich alleine bin nicht Herr über mein Leben und die Welt. Ich bin auf etwas angewiesen. – Ja. Ich brauche ein Entgegenkommen, eine Gabe. Ich bin abhängig, ja. – Ich bin abhängig. Das ist schmerzlich. Das kann als Verletzlichkeit auch Widerstand auslösen. Aber ich glaube, wir brauchen das ganz grundlegend, um in unserem Leben zufrieden zu werden. Diese Verletzlichkeit, Abhängigkeit, das, was uns entgegenkommen muss, müssen wir anerkennen.
Is das so? Ich weiß nicht. Also dass die Erkenntnis der Abhängigkeit Verletzlichkeit offenbart. Sind wir nicht eh immer verletzlich? Ich muss nachdenken.,. Was bedeutet das Wissen, dass man von anderen abhängig ist. So als Herdentier. Es ist doch tief verankert in uns. Wegen Herde. Hmmm. Ich denke noch.
Yves: Aber gleichzeitig sind wir auch die Wesen Homo Faber: Wir gestalten die Welt mit, verändern Dinge. Das gilt auch für die Grenzen des Lebens: Sterben, Geburt, Krankheiten, die ganze Medizin. Es geht auch immer dahin, Dinge, die eine Zeit unverfügbar waren, verfügbar und gestaltbar zu machen. Der Mensch als Mängelwesen, das sich mit Kultur ständig zu einem Halbgott machen will. Das ist auch zutiefst menschlich. –
Thomas: Das ist es. Und jemand, der diese Notwendigkeit von Akzeptanz, Anerkennung, Demut anspricht, macht sich natürlich leicht verdächtig, eine rückwärtsgewandte Philosophie zu vertreten. Eine Philosophie, die Fortschritte immer etwas kritisch bemängelt. Das ist gar nicht meine Absicht. Wir haben wunderbare Möglichkeiten, insbesondere in der Medizin, das Leben besser zu machen, leichter zu machen.
I feel. Da hänge ich grade auch bei KI fest. Bist du nicht absolut für etwas, bist du automatisch total dagegen. Fortschrittsfeinfluch, technologiefeindlich, blubbel. Aber dabei geht es eben um folgendes
Es geht also nicht um ein Gegeneinander, sondern es geht um einen Ausgleich der Prinzipien. Lineares, zyklisches Denken müssen in einen dialektischen Ausgleich gebracht werden. Fortschrittsdenken muss in einen dialektischen Ausgleich mit der Anerkennung von Begrenztheit gebracht werden. Welchen Fortschritt wollen wir? Was wollen wir von der Digitalisierung eigentlich? Wie soll sie uns unterstützen? Und nicht: Wir sind ihr ausgeliefert. Es gibt keine andere Möglichkeit.
Wenn wir das annehmen, werden wir uns auch zunehmend den Algorithmen der künstlichen Intelligenz überantworten, nämlich die Verantwortung an sie abgeben. Aber eigentlich an die, die sie programmiert haben.
Die programmiert sich doch von selbst. Selbstlernend. Ja ja. aber dieses KI Zeug verfolgt mich. Das macht mich fertig. Diese Fragen, die er aufwirft, ja die kennen wir ja auch. Und eigentlich steht genau das auf meiner ToDo Liste. Das noch mal näher zu beleuchten. Weil ja das sagt sich so leicht und schön. Ich stimme ja zu. Sehe aber auch, dass die Erwartungshaltung oder das Handeln von Menschen eben noch weitere Komponenten hat. Die nicht mitgedacht werden. Niemand ist KI und Co ausgeliefert. Aber das mit dem Nutzen ist vielfältig und die Kosten wie so oft eben nicht wirklich sichtbar. Next Sargnagel. Aufgrund mangelnden Wissens und Auslagern der Wirkungen. Aber wie gesagt, dazu noch mal separat.
Huch der Thomas hat den Erich Fromm Preis 2023 bekommen. Ich ignoriere das mal aus Gründen.
Fuck, was sind Phänomenologen? Ich kann das nicht mal aussprechen. Aha schon wieder so ne philosophische Strömung/ Denkschule. Sehr faszinierend diese Philosophen. Man könnte es Phänomen nennen. Nun gut.
Ich geh mich mal regenerieren. Nacht ✌️
PS: Ich find nachfolgende Text übrigens auch sehr philosophisch.
Ich hab‘ einen Stein
Der fliegt mit Benzin
Und ich lasse mich von ihm zum Schweigen bringen
Ich hab‘ einen Stein aus Plastik, er klebt an meiner Sohle
Er klebt an allem, was ich so aus der Tasche hole
Ich hab‘ einen Stein aus Holz, der hält mich noch warm
Ich mach‘ ein Bett daraus, in dem ich nicht schlafen kann
Ich hab‘ einen Stein
Aus Pulver und Metall
Der schützt mich vor dem, was mir Angst machen sollIch sitz‘ in meinem Glashaus auf einem Berg aus Stein
Keine Tür führt hier raus, doch jede führt hinein
Und so werfe ich und werf’s nicht hin, obwohl ich voller Sünde bin
Meinen ersten Stein
Und werf‘ mein Häuschen einIch hab‘ einen Stein
Der liegt in der Luft
Der ist so klein, dass man ihn filtern muss
Ich hab‘ einen Stein
Aus’m Eis, das vergeht
Das ein Stein unter dem, Wasserspiegelt liegt
Ich hab‘ einen Stein aus Gift, das für uns alle reicht
Und wenn der Stein uns trifft, dann ist es soweit
Ich hab‘ einen Stein
Aus dem Fleisch so vieler Tiere
Wie kann das sein? Ich hab‘ ein‘ Stein in meiner NiereIch sitz‘ in meinem Glashaus auf einem Berg aus Stein
Keine Tür führt hier raus, doch jede führt hinein
Und so werfe ich und werf’s nicht hin, obwohl ich voller Sünde bin
Meinen ersten Stein
Oh, oh, oh und werf‘ mein Häuschen einSoweit ich das erkennen kann
Ein Haus aus Glas auch nebenan
Hey, Nachbar, steig‘ hinein und sing‘
Damit wir nicht verschwunden sind, oh, oh, oh
Vor unserer Zeit, vor unserer Zeit , vor unserer Zeit
Vor unserer Zeit, vor unserer Zeit, vor unserer Zeit
Vor unserer Zeit, (vor unserer Zeit) yeahIch sitz‘ in meinem Glashaus auf einem Berg aus Stein (vor unserer Zeit, vor unserer Zeit)
Keine Tür führt hier raus, doch jede führt hinein (vor unserer Zeit, vor unserer Zeit)
Und so werfe ich und werf’s nicht hin, obwohl ich voller Sünde bin (vor unserer Zeit, vor unserer Zeit)
Meinen ersten Stein (vor unserer Zeit, vor unserer Zeit)
Woah, woah, woah und werf‘ mein Häuschen ein
Woah, woah, woah