Die Geschichte vom Narrativ

Ich habe ja bekannter Maßen eine Narrativ-Allergie. Dicht gefolgt von der Framing-Allergie. Die Bias-Allergie habe ich abgelegt. Aber da man dieses Narrativ-Zeug nicht loswird, schauen wir mal genauer hin dachte ich. Weil Transformation scheint ja nicht ohne zu gehen.

Also grob gesagt ist die Definition von Narrativ

Bei einem Narrativ handelt es sich um eine sinn- und wertstiftende Erzählung. Sie erzählt keine historischen Fakten, sondern vermittelt ein bestimmtes Bild, das zum Beispiel eine Nation, eine Kulturgemeinde oder eine andere Art von Wertegemeinschaft miteinander teilt.

In der Geschichte gibt es einige besonders bekannte Beispiele für Narrative. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das Leitbild der Französischen Revolution, ist ein Narrativ.

Das kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels endet mit den Worten: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch.“ Auch die damit transportierten Werte werden als Narrativ definiert.

Ein bekannter moderner Mythos beziehungsweise ein Narrativ ist der Amerikanische Traum, der je nach zeitlicher Einordnung andere Facetten annehmen kann. Besonders berühmt ist die Chance, vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen zu können.

Definition: Was ist ein Narrativ?

Steht auch bei Wikipedia ungefähr so. Aber ich finde die Chip-Definition schön knackig. Wiki rentiert sich zwecks Beispielen und so. Aber damit nicht genug. Narrativ ist mittlerweile zum Modewort verkommen. Empfehle den Artikel in der Süddeutschen.

Aber nicht nur im Alltag wurde der Begriff breitgetreten, sondern auch in der Forschung. So sind wir mittlerweile beim homo narrans angekommen. Mit der These, dass alles in unserem Denken und Kommunizieren eine Erzählung ist.

«Ich schlage vor, den Menschen neu als homo narrans zu verstehen, dass alle Formen menschlicher Kommunikation als Erzählungen angesehen werden – als symbolische Interpretationen der Welt, die zu bestimmten Zeiten entstehen und durch Geschichte, Kultur und Person geprägt sind; dass spezifische Formen des Diskurses als ‘gute Gründe’, als narrative Rechtfertigungen bestimmter Haltungen und Handlungen betrachtet werden sollten; und dass alle Menschen von Natur aus über eine Erzähllogik verfügen, nach welcher die menschliche Kommunikation beurteilt wird.»

Walter Fisher: Human Communication as Narration. Toward a Philosophy of Reason, Value, and Action.Columbia: University of South Carolina 1987, S. XI;

Habe Einsprüche. Viele. Wenn ich mir bei einem sicher bin, dann dass unser Denken nicht ausschließlich auf Erzählungen basiert. Allein der Gedanke ist noch schlimmer als das was wir gestern hatten, dass Sprache das Denken prägt. Wobei, wenn wir nicht sagen, dass wir als Menschen nur in Narrativen denken, wenn wir sagen, dass Narrative unser Denken prägen, dann könnte da was dran sein. Wenn wir es nicht so absolut sehen. Zumindest was einen Teil unserer Gedanken über die Welt und unserer Rolle darin betrifft, da wird viel konstruiert in unserem Kopf. Wir erklären uns die Welt, aber wir wissen, dass das mit Realität nicht wirklich was zu tun hat. Und zu diesen Erklärungsmustern gehören Annahmen über uns, andere und die die Welt. Sind Narrative am Ende auch nix anderes als Überzeugungen? Weltbilder? Erzählungen über das übergeordnete Große. Das Einteilen der Welt in gut und bösen. Richtig und falsch. Freund und Feind. Aufgrund des begrenzten Wissens und unserer Bugs im Hirn halt nicht nur Fakten basiert.

Und je nachdem wie wir auf die Welt blicken, je nachdem welche Überzeugungen wir haben, handeln wird. Und diese Überzeugungen sind Einflüssen von außen unterworfen. Aber nicht nur nur Beeinflussung durch „manipulierende“ Geschichten, die uns als Gesellschaft zusammenhalten, sondern auch durch Faktenwissen. Natürlich haben wir das Corona-Virus nicht selbst unterm Mikroskop angeschaut, keine Studie selbst durchgeführt und auch den Impfstoff nicht selbst erfunden. Ja das hat uns allen jemand „erzählt“. Der sein Wissen mit uns geteilt hat.

Am Ende geht es um Wissen. Um Vermittlung von Wissen. Und da wir seit sehr sehr sehr langer Zeit Wissen über Erzählungen vermitteln, haben wir jetzt auch noch angefangen Wissensvermittlung Narrativ zu nennen. Erzählung von Zusammenhängen. Erklärungsmuster. Berichte über Gefahren. Die bekannten Märchen. Ja wir müssen nicht alle selbst auf die Herdplatte greifen .- naja manche schon – es ist auch ausreichend, wenn man uns von einem Fall berichtet, um die Gefahren zu kennen und zu meiden. Und wir wissen auch aus der Hirnforschung, dass Erinnerungen die mit starken Emotionen verbunden sind, schneller abgerufen werden können. Das gilt auch für Erzählungen. Und wir wissen auch, dass unser Hirn so gebaut ist, dass es nicht immer Realität und träumen/ vorstellen auseinanderhalten kann. Siehe Die Macht der Einbildungskraft

Natürlich kann ich auch so tun, als „wisse ich etwas“. Oder einfach überzeugt sein, dass ich es weiß. Auch Putin verbreitet Wissen. Gut wir nennen es in dem Fall dann bewusst Propaganda. Aber für viele ist es Wissen. Dinge, die ihnen die Welt erklären. Aber das ist eben nur ein Teil der Wahrheit. Und soll ich mal googeln? … ich google … ich wusste es … auch Putin verbreitet nur Narrative. Propaganda war gestern.

Wo wir schon mal bei einem Problem angekommen sind. Wenn wir Dinge nicht mehr beim Namen nennen. Wenn wir sie nicht mehr so bezeichnen, wie es die Masse gewohnt ist. Wenn wir vor allem plötzlich alles gleich bezeichnen. Und somit auch wertende Elemente verschwinden. Bei Propaganda wusste jeder, wie er das einzuordnen hat. Aber Narrativ? Zumal dieses Wort allein nicht gewertet werden kann. Zumal der 0815 Bürger versteht unter Erzählung, die Geschichte von der toten Sau, wie ich immer sage. Geschichten halt. Bücher, Filme, Romane, Märchen. „Erzähl mir keine Geschichten“ wer hat das nicht schon mal gesagt? Wer wittert nicht Manipulation und Gefahr, wenn Geschichten erzählt werden.

Wenn wir nun über den Wandel in eine grüne Zukunft reden, also diese Transformation – ich mag das Wort immer noch nicht – dann kann ich mit positiv besetzen Erzählungen Menschen motivieren oder – ich nenne es wie es ist – mit Wissensvermittlung.

Kommen wir daher noch mal zu Sina von gestern

Ein Beispiel, an dem wir aktuell forschen und auch die vergangenen Jahre geforscht haben, ist das Narrativ zur Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy, das extrem mächtig ist, Menschen dazu zu bewegen sich anders zu verhalten, anders zu handeln und das nicht nur im täglichen Leben sondern auch in der Politik, also neue Politiken zu entwickeln zum Beispiel, die uns zu mehr Nachhaltigkeit bringen sollen. Eine große Herausforderung bei so Forschung zu Narrativen ist eigentlich die große Dynamik. Also es gibt sehr viele Narrative im Moment, die jetzt so im Bereich Nachhaltigkeit herumschwirren, die wir kennen. Zum Beispiel Kreislaufwirtschaft, zum Beispiel Bioökonomie, zum Beispiel erneuerbare Energien. Es gibt aber auch so Gegennarrative, zum Beispiel im Moment die Nutzung von Atomkraft wieder für Energie.

UFZ-Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Sina Leipold im Porträt

Sie spricht davon, dass Erzählungen/ Narrative zur Kreislaufwirtschaft etwas ist, was wirkmächtig ist im Rahmen der „Transformation“ – um Dinge anders zu machen. Oder auch erneuere Energien. So und nun brechen wir das bitte darauf runter warum es geht. Es geht um die Vermittlung von Wissen. Um Lösungen. Da sind sie wieder die konkreten Dinge, die man „anfassen“ kann oder sich eben vorstellen kann. Echte Perspektiven. „Wir müssen etwas ändern“ bringt nix. Das ist inhaltlich leer. Windräder, Solar kennt man. Kreislaufwirtschaft kennt man in Teilen. Der Ossi eh. Bioökonomie kann man zeigen wenn um bekannte Produkte aus neuen nachhaltigen Rohstoffen geht. Und Landwirtschaft is eh klar. Das ist Wissen, das wir verstehen. Das wir andocken können an bekannte Dinge. Was in unserem Kopf ein Ziel definieren kann.

Nein Sina AKWs sind kein Gegennarrativ. AKWs sind eine andere Lösungsoption, die man bewerten muss. Sie können genauso ein Weg in eine grünere Zukunft sein. Ja die Risiken sind bekannt. Und es geht auch hier nicht um ein entweder order. Die Debatten drehen sich auch hier um ein weiteres Standbein. Wenn man dann immer schreit „oh Gott“ und überall irgendwelche Gefahren und Trad-offs und Lock-ins und was auch immer wittert, wird das nie. Wobei ich das Gefühl habe, mit den Begriffen wird auch immer pauschal geschmissen.

Und genauso sind die von Maja aufgelisteten Möglichkeiten die sich durch neue Technologien in der Landwirtschaft auch mit digitaler Lösungen/ Unterstützungen ergeben auch Lösungen für unsere Probleme Klimawandel/ Biodiversität sein können. Und das werden sie eh. Da braucht niemand eine Geschichte erzählen. Das ist eh noch mal eine andere Story vor dem Herrn. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass man glaubt IT sei begrenzt auf Google, Amazon und Co und deren Produkte. Weiß Gott nein. Ich behaupte die Mehrzahl der IT-Mitarbeiter/ Softwareentwickler arbeitet jenseits dieser Konzerne in kleine mittelständischen Unternehmen oder als eigene Abteilung in größeren produzierenden / dienstleistenden Unternehmen und macht den lieben langen Tag nix anderes als Lösungen zu schaffen. Lösungen, die optimieren, die automatisieren, sparen. Ich arbeite seit über 20 Jahren am „Improving“.

(Why) Innovation Beyond NOW Has to Be Systemic (Maja Göpel) | DLD 23

Wir brauchen keine Erzählungen über diese Möglichkeiten, um einen Sinn zu stiften oder uns zu leiten. Es geht schlicht und ergreifend um eine Wissensvermittlung – zum einen für Menschen die dadurch beruhigt werden, dass es Lösungen gibt/ eben wird für eine bessere Zukunft. Und zum anderen – viel wichtiger – für Menschen, die diese Lösungen erschaffen können/ wollen. Es sind Arbeitsplätze. Es ist Ruhm, Erfolg. Und überhaupt was hilft uns eine Geschichte in dem Zusammenhang, wenn sie niemand mit echtem Leben erfüllt. Transformation lebt vom handeln nicht von Worten. Sonst wir fett am Popo.

Wenn wir jetzt Lösungen wie Bioökonomie oder Kreislaufwirtschaft wie Sina als Geschichten verkaufen, dann macht man wieder so viel kaputt. Oder gar andere Lösungsalternativen wie AKWs als Gegennarrative. Es geht nicht darum irgendwas „schön zu reden“ damit wir brav folgen. Hinter diesen Begriffen stehen wichtige Aktivitäten. Echtes Doing. Ich mach doch auch kein Projekt und erzähle den Beteiligten die Story von der toten Sau!

Das ist alles viel zu kompliziert gedacht. Ist vielleicht eh ein Problem wenn man zu lange sich mit bestimmten Dingen befasst. Oder auch der immer tiefer gehenden und kreativen Sozialwirtschaft. Methoden über Methoden, Theorie über Theorie. Mal ganz zu schweigen von den Hypes. Und der 0815 Bürger wird nicht mitgedacht. Weil man sich von seiner Denke auch schon zu sehr entfernt hat.

Letztes Jahr dachte ich noch, dass Wissenschaft jetzt alles was ihnen unter die Finger kommt als Ökosystem bezeichnet inkl. den Serverraum, wäre so der Höhepunkt der sprachlichen Kreativität im Wissenschaftssektor. Aber die inflationäre Verwendung von Narrativ is da noch eins oben drauf.

Im übrigen nervt es mich gewaltig, dass wir heute nicht mehr von Theorien reden, sondern oft auch von Narrativen. Der und der hat keine steile These mehr aufgestellt, sondern erzählt ein Narrativ. Eine These/ eine Theorie kann ich einordnen. Da weiß ich, dass jemand der Überzeugung ist, dass die Dinge so und so sind. Aber es eben nicht bewiesen ist. Kein Fakt ist. Aber sein kann. Wenn das jemand als Narrativ benamselt, dann sind wir wieder bei einer 0815 Geschichte, was alles und nix sein kann. Dieser ganze Hype um Narrative und Framing macht so viel kaputt an Koordinaten zum orientieren und eindeutiger Kommunikation. Und all diese Fremdwörter. Wie soll eine Gesellschaft gemeinsam Krisen überwinden, wenn sie nicht mehr die gleiche Sprache spricht. Wenn man sich nicht mehr verstehen kann. Wenn man Begriffe durch neue ersetzt die dann auch noch vollkommen uneindeuting und wild sind.

All diese Verwässerung von Begreifen, dieses in die Breite treten, inflationär verwenden und damit aber auch Uneindeutigkeit schaffen, macht es uns schwerer, die Welt greifen zu können. Alles flutscht nur noch so rum im Einheitsbrei von unverständlichem Geschwurbel. Sprache verliert irgendwie ihre eigentliche Funktion. Es geht nicht mehr um Verständigung untereinander. Es geht nicht mehr um das Vermitteln von Wissen. Es geht um irgendwelche komischen Konzepte. Sei es gendern, Fremdwörter oder narrative Erzählungen und Verwässerung von Begriffen weil mans gerade aufgeschnappt hat und wichtig sein will. Und Wissenschaft schert sich einen Teufel. Vielleicht hatte der Schlumpfpeter doch recht. Irgendwann haben wir zu viele Wissenschaftler und zu wenig Jobs für sie und dann machen sie die Gesellschaft kaputt. Emm führen sie den Sozialismus ein. Wobei ich hätte da viele Forschungsthemen. Forscht nur keiner dran. Kann mir aber keiner sagen, dass das daran liegt, dass sie nicht dürfen. Den Narrativmurks dürfen sie scheinbar ja auch überall beforschen. Und überhaupt kann man das ja auch in seiner Freizeit. Wie spät is es?

Gerade in solchen Zeiten wie diesen wäre eine klare eindeutige verständliche Sprache so wichtig. Stattdessen verschwurbelt man sich. In Formulierungen und wilden Forschungen. Es könnte alles so einfach sein. Aber wie so oft verkomplizieren wir es. Menschen. Argh. Immer das gleiche. Suchen nach den einfach Antworten, die ins Weltbild passen, aber dann machen sie dich wieder alles viel zu kompliziert.

Und ja, wenn ich Wissen vermitteln will an jemanden der vieles eben noch nicht weiß, der ganz anders denkt als ich, sich mit anderen Dingen befasst, dann machen wir die meisten von uns aus automatisch. Wir sprechen in Bildern in Analogien. Versuchen so zu „erzählen“, dass das was wir senden wollen, inhaltlich ankommt. Die Wörter sind nur die Verpackung. Und die meisten von uns können mit Bildern und Anlehnung an bekannte Dinge besser umgehen als nur mit reinen abstrakten Wörter. Das wissen wir intuitiv. Weil in dem Fall gilt glaube schon, dass wir von uns selbst auf andere schließen und meist auch mit Kindern konfrontiert werden. Und spätestens dann ist das erklären nix was du abstrakt machen kannst. Und bevor wir die Schrift erfunden haben, mussten wir uns alles merken. Wichtiges Wissen. Um zu überleben. Neue Erfindungen. Es macht sich gut in Erzählungen. Genau wie die Märchen oder Redewendungen.

Aber dennoch hat sich vieles geändert. Und unser Hirn kann auch weit mehr als nur Erzählungen, um Sinn und Erklärung zu erzeugen. Wir schreiben selten Konzepte oder Baupläne als Erzählung. Oder Kochrezepte. Ich glaube ein sehr große Fehler bei den aus dem Ruder laufenden Narrativdebatten ist, dass wir die Vergangenheit und diesen Wissensstand auf heute übertragen. Klar können wir Stand heute darüber leicht schmunzeln, woran wir vor 20, 50 oder 100 geglaubt haben. Wir können zusehen wie vieles aus dem Ruder läuft jenseits von Vernunft, auch heute noch. Aber wir wissen heute auch einiges darüber, warum dem so ist. Ich kann jetzt all die Bug, die unser Hirn hat, mit dem es versucht sich die Welt zu erklären, unser eigenes Verhalten rechtfertigt oder einfach grundsätzlich versucht Ursache-Wirkung aufzulösen oder Sinn in unser Leben zu bringen in die Schublade Narrativ/ Erzählung packen. Aber das geht schief auf mehreren Ebenen.

Unser Hirn will Erklärungen, Antworten. Ja eine Sinn hinter Handeln. Eine Ursache für ein Ereignis. Und so weiter. Es will sich zurechtfinden in einer Welt. In einer Welt in der das Überleben zählte mit Tiger und Co. Unser Welt ist heute zwar anders, aber Hirn is Hirn und das ist träger als die Demokratie. Aber ganz so deppert ist es eben auch nicht. In unserer hochmodernen Welt, weiß unser Hirn schon, dass ein Kohlekraftwerk CO2 rauspustet und ein Windrad nicht. Das ist Fakt. Genau wie es Fakt ist – hoffe ich – dass der Klimawandel durch zu viel CO2 und Co Ausstoß verursacht wird und wir das zu verantworten haben als Menschheit. Der eine mehr der andere weniger. Es gibt also Dinge da brauche ich stand Heute keine große Erzählung von. Nicht was uns die Welt als Geschichte erklärt.

Wir brauchen sie nur dann, wenn unser „echtes“ Wissen nicht ausreicht, um uns die Welt zu erklären. Oder es grundsätzlich keine Fakten sondern nur unterschiedliche Sichten auf die Welt geben kann – z.B. politische Themen. Oder wenn es um Werte und Normen geht. Abarbeiten von ToDos wie Windräder bauen und Kreislaufwirtschaft einfahren, braucht keine Erzählungen. Das braucht funktionierende WissKomm. Wenn es darum geht zu verzichten oder umzuverteilen, dann braucht man vielleicht sinngebende auf Werten basierenden Erzählungen. Hust.

Ich glaube ich habe eh schon mal erwähnt, dass ich das Gefühl habe, man will mir ne Geschichte erzählen, welche Geschichten ich glaube. Weil wir sie alle glauben. Weil es die Geschichte unserer aktuellen kapitalistischen Welt ist. Ich hasse solche Momente. Nicht weil mein Hirn dann denkt „ohh Gott man hat mich belogen“. Ne weil ich da sitze „what? noch nie gehört“ oder „nöö war nie mein Lebensmotto“. Am Ende leben wir doch alle in einem gewissen Trott vor uns hin. Wir machen das was alle machen oder eben das Gegenteil das von. Schwimmen mit dem Strom oder dagegen. Aber eher durch den Strom um einen herum gesteuert und nicht durch die Musik am Ufer.

Ich will die Bedeutung von Erzählungen auch im kulturellen Kontext nicht verneinen. Aber wir sollten aufhören sie zu überspitzen. Um ein Gruppengefühl zu haben, um Zusammenhalt zu haben, braucht man gemeinsame Ziele. Und da können Erzählungen helfen. Identität schaffen. So wie jeder einzelne sich eine Identität schafft in der Gruppe – Sozialpsychologie – Theorie der sozialen Identität. Und ja wir suchen nach Sinn, nach Erklärungen. Ja. Und Werten und Moral. Und egal wie viel wir wissen, es ist immer noch soviel unbekannt. Und das Nichtwissen wächst mit jeder neuen Erkenntnis, weil neue Fragen eröffnet werden. Mit jedem Wissen, das man hinzugewinnt, verkompliziert man das Problem und die Lösung. Weil sich neue Details mit neuen Fragestellungen und Problemen ergeben.

Aber wir müssen aufpassen, ob wir alte Schablonen auf die heute Zeit und vor allem auf alle Arten der Kommunikation übertragen sollten. Und gerade WissKomm ist keine Politik, die von Erzählungen „durchseucht“ ist.

Ende


Gedankenreise – Erkenntnissreise? Naja, wie kam ich zu dem Schluss?

Nun ja, ich wollte mal wieder Schmerzen und startete hiermit.

Ich bin ja nach 5 Minuten schon wieder frisch grillt. Ich weiß nicht. Das kann nicht gesund sein, sich dauernd Zeug anzuhören, wo der Puls steigt. Ich mein hab Emotionen. Ich hab Puls. Ich hab ahhhhhh. Spannungszustände. Gibs da auch Erklärungen für? Bullshit-Dissonanz oder so?

Ja ja der Mensch denkt nur in Erzählungen/ Narrativen. Alles was wir denken basiert auf Erzählungen. Ja ja wer kennt sie nicht, die Erzählung von der Frühstücksemmel, vom Wochenendeinkauf, vom Windel wechseln. Ich mein alles davon hat seine Zweck und Sinn, aber den muss uns keiner in eine schöne Geschichte gießen.

Der Breithaupt is schon mal gleich raus. Nicht, dass der Herr mit seiner Art nicht sofort alle Alarmglocken bei mir schrillen lässt, er behauptetet wir würden nach dem Narrativ leben „Geld und Wohlstand macht glücklich“. Erstens heißt das „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“ Und das ist das wonach die meisten von uns leben. Alles andere is ne Erzählung von ner Erzählung. Und zweitens is Wohlstand ja auch ein fettes Sozialsystem, volle Regale, freie Entfaltung und so weiter. Aber es kommt in gewissen Kreise heute gut, Geld und Wohlstand in Frage zu stellen. Schablone drüber ich habe fertig. Ach ja, habe noch mal nachgelesen. Seine Forschung lohnt nicht und sein narratives Hirn schon gar nicht.

Und dieser verwässernde Gebrauch des Narratives trifft genau ins schwarze. Das gilt ja an diversen Stellen aktuell. Und wenn jetzt auch noch behauptet wird, dass wir nur in Erzählungen denken, dass das die Struktur unseres Denkens ist, dann könnt ihr mich alle mal. Und sowas nennt sich Wissenschaft, Intellektuelle. Ja ich weiß, die Evolution hat vorgesehen, dass wir uns überschätzen. Auch die angeblich schlauen. Aber argh.

Ich mein ich hatte mich ja über das Buch „Erzählende Affen“ schon an anderer Stelle ausgelassen – Wer manipuliert hier nun wen? Und frage mich erneut, wie man behaupte kann „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ wäre eine neoliberale Erzählung, wenn sie aus dem alten Rom stammt

Den Ausspruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ kannte man schon bei den alten Römern. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus soll der damalige Politiker Appius Claudius Caecus die Redensart verwendet haben. Noch heute prägt sie unsere Auffassung vom eigenen Glück.

https://www.geo.de/geolino/redewendungen/4635-rtkl-redewendung-jeder-ist-seines-glueckes-schmied

Bei so viel Wahrheitsliebe steige ich aus. Und das ist zu Beginn es Buches. Das is wie mit dem Fussabdruck. Oberflächlich recherchiert und weils ins Weltbild passt nehmen wir das. Argh. Nerv.

Je älter man wird, um so mehr entzaubert sich alles. Man lernt ja, dass es Gruppen von Menschen gibt, die ganz oben stehen, die viel wissen. Zu denen man aufschauen sollte und denen man vertrauen sollte. Und dann lernt man immer mehr hinzu, dass auch sie keine „Götter“ sind. Ärzte, Wissenschaftler, Journalisten. Alle auch wie du und ich. Man merkt wie begrenzt auch ihr Wissen ist. Wie sehr auch sie mit Schablonen und Weltbildern arbeiten. Wie begrenzt unsere Erkenntnis ist und wie viel wir noch nicht wissen.

Könnten wir bitte aufhören, Lösungen als Geschichten zu verkaufen? Methoden und Herstellverfahren oder Konzepte sind jetzt Narrative. Ich verweise noch mal auf Sina (nach unten scollen bitte). Eine regeneratives Wirtschaftssystem im Einklang mit dem Planeten ist keine sinnstiftende Erzählung. Kein Erklärmuster für unsere Welt, sondern der Weg in eine Zukunft jenseits einer „Katastrophe“. Wobei ich das Wort an sich nicht mag.

Ja mit jeder Codezeile die ich produzieren denke ich an Geschichten. Jedes Ablaufdiagramm. Jeder Schaltkreis, den ein Ingenieur bearbeitet. Alles ne Geschichte. Jeder Bauplan. Voll mit Emotionen versteht sich. Dass die Sonne aufgeht und Energie liefern kann, alles nur ne Geschichte. Sinnstiftend. Damit du aufstehst, wenn die Sonne aufgeht. Grummel.

Stimme Samira zu, dass wir uns das Selbstbild zugesprochen haben, der Mensch wäre ein vernünftiges Wesen. Aber das war nicht nur eine schöne Geschichte über uns selbst, es war auch der Wissensstand. Das wir jetzt über Hirnforschung/ psychologische Experimente immer mehr verstehen, dass es nicht so ist, ist ja eine Entwicklung die relativ neu ist und zum Teil auch erst durch die aktuelle Technik möglich. Dass der Fritz da irgendwas vom Stapel lässt, dass man jede Geschichte umdrehen kann und sie einen doppelten Böden hätte und ne Geschichte über die Geschichte, meine Güte. So viel zur Geschichte der Geschichte.

Ich finde das übrigens auch unschön, Selbstwirksamkeit mit unserem inneren Bedürfnis nach Kontrolle gleichzusetzen. Das „Gefühle“ die Welt ums ich unter Kontrolle zu haben, gibt Sicherheit. Bringt uns in Entspannungszustände. Kontrollverlust ist Stress weil Anspannung und Wachsamkeit. Klar kann man jetzt Selbstwirksamkeit so definieren, dass man selbst auf die Welt wirken kann, um sie zu kontrollieren, aber das kollidiert mir zu sehr mit anderen Definitionen

Ich möchte noch etwas ergänzen: Wenn wir davon ausgehen, dass wir Homo narrans sind, also ein narratives Bewusstsein haben und narrativ denken, heißt das auch, dass wir über unsere Geschichten nachdenken und über unsere Narrative narrativieren. Das bedeutet, dass jede Verschwörungserzählung, die eine alternative Erzählung anbietet, eigentlich sehr kompatibel ist mit unserem narrativen Bewusstsein, mit genau dieser Spezifizität, dass wir auch Meta-Narrative entwickeln können. Man kann es uns als Menschen also nicht verdenken, dass wir uns zumindest in der Simulation Permutationen einmal durch den Kopf gehen lassen, wie es vielleicht anders sein könnte. Der Unterschied ist natürlich, dass wir dann mit einer fakten- basierten Wirklichkeit dagegenhalten und nach einem Realitycheck sagen: Dieses Narrativ über das Narrativ ist zwar interessant als Gedankenexperiment und es ist kompatibel mit unserer Art zu denken, muss dann aber natürlich widerlegt werden.

Fritz: Natürlich sind Verschwörungstheorien gefährlich, aber sie enthalten immer auch einen kleinen Index, eine kleine Hoffnung, dass sie irgendwann auch zu einem Ende kommen können. So ein kleines Fenster, durch das man noch jemanden durchzwängen kann zur nächsten Geschichte. – Genau. –

Samira: Absolut. Das ist auch der Schlüssel, um Verschwörungserzählungen aufzubrechen, weil sie in sich oft nicht logisch und z.T. nur Quatsch und Fiktion sind. Impfverweigernde z.B. verfolgen verschiedene Selbstnarrative, um eine Impfung zu verweigern. Manche gehen von der Reinheit des Körpers aus – Sportler sind dafür anfällig. Ein Tennisspieler verweigerte z.B. die Impfung, weil er um seine sportliche Fertigkeit fürchtete. Andere wiederum sehen das als antiautoritäre Idee – also David gegen Goliath. Sie sehen sich in einer rebellischen Pose gegen den Staat. Das ist ein ganz anderes Selbst- narrativ als Reinheit des Körpers. Und wiederum andere haben einfach grosse Angst, von einem Staat gechipt zu werden. Das ist die paranoide Erzählung. Das sind drei ganz unterschiedliche Narrative von Impfverweigerern. Dementsprechend braucht es auch ganz unterschiedliche Gegennarrative. Z.B. indem man erklärt: „Du schützt deinen Körper, indem du ihn impfst.“ Als Gegennarrativ zu: „Ich schütze meinen Körper, indem ich ihn nicht impfe, ich halte ihn „rein“.“ So gut es klingt, ich bin etwas verwirrt.

Solchen Aussagen kann ich nur bedingt zustimmen. Angst kann man nicht wegerzählen durch andere Geschichten.

Wolframm: Ich dachte, Verschwörungsnarrative bekämpft man v.a. mit Fakten. Wenn jemand glaubt, der Mond bestünde aus Hüttenkäse, dann fährt jemand zum Mond und beweist, dass dem nicht so ist. Sie sagen aber, Fakten bringen nichts und erzählen eine andere Geschichte.

Samira: Es ist komplementär, Fakten gehören natürlich dazu. Aber weil wir eben Homo narrans sind, funktionieren Geschichten einfach effizienter in Überzeugungswechsel und Mobilisierungen. Aber ohne Fakten kommt das Ganze natürlich nicht aus. … Die Psychologie kennt die Tendenz der Verschwörungsmentalität, die sehr konsistent ist. Das bedeutet, dass einige Menschen einfach rein kognitiv mehr mustern und deswegen anfälliger sind für Verschwörungserzählungen. Bei ihnen liegt also eine kognitive Prädisposition vor, die sie tatsächlich dazu einsetzen können, um zu verhindern, Fakten als solche anzunehmen, und ihre eigene Erzählung über die Welt zu verintellektualisieren. Verschwörungserzählungen stehen in keinem Zusammenhang zum Bildungsgrad oder der Intelligenz, sondern Menschen nutzen ihr Wissen, um ihr eigenes Wissen vor sich selbst zu legitimieren. Deswegen glaube ich, dass eine Kombination notwendig ist. Die Informationen müssen also geliefert werden, aber wenn offizielle Stellen Verschwörungsmythen auflösen möchten, dann braucht es dafür immer auch Empathie, Zuhören, Verständnis und Dialog. Das sind alles Elemente, die eine intellektuelle Empathie erfordern. Also dass man dem anderen zuhört und versteht, woher er kommt. Früher oder später kommt man so zur Quelle seiner Vorstellung über die Welt, und das ist meistens ein Identitäts- oder Weltennarrativ, das aufgebaut wurde. Rein intuitiv reagieren dann empathische Menschen – z.B. bei einer Diskussion im Familienkreis – mit Gegenangeboten von Identität und Wahrnehmung der Welt. Dementsprechend glaube ich, ist es nicht falsch, mit Fakten dagegenzuhalten. Und ich glaube, intuitiv machen das schon viele Menschen, nämlich dass sie die Geschichten aufnehmen und versuchen, eine bessere Geschichte anzubieten – in der Hoffnung, dass sie angenommen wird.

Hier steige ich schon etwas aus. Womit Samira Recht hat, ist die Tatsache, dass wie so oft der ein oder andere von uns die A-Karte gezogen hat und mit einem Hirn ausgestattet wurde, dass anders denkt und anfälliger ist auch für Echsenmenschen und Kornkreise und gechipte Bürger.

Und damit beende ich auch diese Sternstunde. Ich hab mir zwar noch das ein oder andere angehört und man kann auch im Buch das ein oder andere finden, das nicht gleich weh tut, aber alles in allem, ja emm ich habe alles gesagt zum Thema.

Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt
Seit der Geburt das selbe Blut, das durch die Adern pumpt
Wir fangen jedes Jahr zur gleichen Zeit an zu frieren
Wir pusten Ringe in die Luft bis der Rauch verweht
Halten uns fest wenn die Erde Piuretten schlägt
Und wir drehen uns mit wenn die Zeiger routieren

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehn
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Doch wir beide bleiben nicht stehen
Bis wir uns wieder sehn

Der Zirkel malt jeden Tag auf das leere Blatt
Und der Mond löst die Sonne ab in jeder Nacht
Ich frag mich wieder mal was bei dir grad passiert
Poesie an der Wand auf dem Kneipenklo
Halt nicht fest was du liebst sondern lass es los
Und wenn es wieder kommt dann gehört es zu dir

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehn
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Doch wir beide bleiben nicht stehen
Bis wir uns wieder sehn

Egal wie weit wir uns entfernen
Auf den Brettern seh‘ ich noch uns
(Noch uns)
Egal wie weit wir auseinander sind
Wir haben den gleichen Mittelpunkt

Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehn
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehn
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh ich rechts
Doch wir beide bleiben nicht stehen
Bis wir uns wieder sehn

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