Ich bin über Alexithymie gestolpert. Ein Begriff für Menschen, die Probleme mit dem Erkennen von Emotionen/ Gefühlen haben. Jeder 10. in Deutschland ist betroffen. Wobei mal wieder Spektrum. Also unterschiedliche Schweregrade. Wobei … kommen wir später zu. Es is wie immer komplex und dann dich wieder gleich. Und wir wissen man wieder, dass wir nix wissen. Wir wissen nicht mal was Emotionen sind. 🙄 Es gibt so Momente, da krieg ich die Krise. Mit KI zum Mars fliegen, aber Emotionen noch nicht verstanden. Aber wer braucht die ja auch, wir haben ja Vernunft 🙄
Aber mal von vorn.
Alexithymie bedeutet übersetzt: keine Worte für Gefühle. Das heißt, Betroffene haben Probleme, ihre Emotionen differenziert wahrzunehmen oder in Worte zu fassen.
„Menschen mit Alexithymie spüren: Da geht irgendetwas in ihnen vor“, beschreibt Prof. Hans Jörgen Grabe von der Uniklinik Greifswald die Gefühlsblindheit. „Aber es ist nicht möglich, aus dieser Emotion ein konkretes Gefühl herauszuspüren.“ Stattdessen fehlinterpretieren Menschen Alexithymie ihre Gefühle als rein körperliche Vorgänge.
Das Problem: Sie können diese körperlichen Reaktionen dann gar nicht mit den stressigen Situationen in Verbindung bringen. Das raubt ihnen auch die Chance, den Stress zu verarbeiten – und zu lernen, damit umzugehen.
Darum können manche Menschen mit ihren Gefühlen nichts anfangen
Das wäre auch diese kognitive Ebene der Empathie bei Autisten. Du spürst irgendwas, auch die Emotionen andere, kannst dies aber gedanklich/ kognitiv nicht richtig verarbeiten zuordnen. Das betrifft auch die eigenen Emotionen/ Gefühle. Man spürt durchaus was, kann es aber nicht zum auslösenden Ereignis zuordnen. Und da haben wir schon mal das erste Problem. Wie funktioniert da überhaupt die Kausalkette. Wir haben ein auslösendes Ereignis. Das führt zu einer Emotion. Welche eben angeblich kein Gefühl ist, sondern eine automatische Reaktion in unserem Kopf, die dann weitere Dinge auslöst wie körperliche Reaktionen, Handlungen, Gedanken. Und das ganze nehmen wir dann wahr. Fühlen es. Anspannung, Puls, Strahlen, Wärme, Tränen, Herzschmerz, Magengrummeln. Und was es alles gibt. Wobei ich das jetzt für mich so definiert habe. Weil Ohh Wunder, ne einheitliche Definition von Emotionen gibs schon mal nicht. Was mich im übrigen mittelschwer irritiert. Aber Hauptsache Mars.
Jeder scheint zu wissen, was Emotionen [von latein. emotio = heftige Bewegung, emovere = aufwühlen, heraustreiben; Eemotions], sind – bis er sie definieren soll. Doch es gibt weder eine einheitliche Theorie noch eine interdisziplinär akzeptierte Definition von Emotionen. Klaus R. Scherer spricht von einem „regelrechten Wildwuchs von Theorievorschlägen“. Manche Forscher definieren Emotionen als körperliche Reaktionen, die sich im stammesgeschichtlichen Kampf ums Überleben entwickelt haben, andere als mentale Zustände, die einsetzen, wenn das Gehirn körperliche Reaktionen (oder neuronale Zustände) repräsentiert. Für manche sind unbewußte Impulse entscheidend, für andere dagegen bewußte Bewertungen und Klassifikationen. Manche halten körperliche Reaktionen für irrelevant und meinen, Emotionen spielen sich ausschließlich im Gehirn ab, andere sehen sie als Formen des Handelns oder Redens oder sogar als soziale Konstrukte, die sich nicht in Individuen ereignen, sondern gleichsam zwischen ihnen.
Emotionen – Essay von Rüdiger Vaas
Wildwuchs. Na toll. Vielleicht sollte man sich von Begriffen entfernen. Nehmen wir noch mal das hinzu
Sind es für die einen reine Reizreaktionsmuster, die durch Umweltgegebenheiten ausgelöst werden, sehen andere darin eine neurophysiologische Reaktion, die nur im Gehirn stattfindet und die wir nicht beeinflussen können.
Wieder andere vertreten die Auffassung, Emotionen stellten eine soziale Konstruktion dar. Letztlich komme es auf das uns prägende soziale Umfeld an, welche Gefühle wir in bestimmten Situationen hätten.
Planet Wissen – Gefühle / Emotionen
Und mixen das mit dem Wissen, das wir uns an anderer Stelle über Bias, Biochemie und Co angeeignet haben. Zuerst ist da ein Impuls. Der kann von außen komme oder auch durch eigene Gedanken angestoßen werden. Da das ganze im Hirn stattfindet, is das natürlich Eloktro-Smog. Aber Scherz bei Seite. Der Impuls löst in einem bestimmten Hirnareal dann eine Reaktion/ Emotion aus, die wiederum Botenstoffe / Hormone/ Elektro-Smog freisetzt und automatische Programm ablaufen lässt, die dann auch in körperlichen Reaktionen enden oder eben auch Handlungen. Angst ist da ja ein gutes Beispiel, das mal gleich den ganzen Körper in Hulk umwandelt, zwecks Kampf und so, was dann wieder Puls, Magen etc. verursacht. Und Weglaufen oder Kämpfen.
Die Emotionen erklären das noch mal. Kurz am Beispiel Ekel und Wut.
Vieles davon passiert halt automatisch und kann oft nicht gesteuert werden. Affekthandlungen sind da ein gutes Beispiel. Oder auch Dinge, die man im Streit in Wut sagt und hinterher bereut. Oder wenn ich zum Opossum werde ohne es beeinflussen zu können. Im besten Fall spüren wir die körperlichen Reaktionen oder unser verändertes Handeln und können das dann einem konkreten auslösenden Ereignis zuordnen. Wobei es eben gerade bei Emotionen, die im sozialen Kontext auftreten , sehr kompliziert sein kann. Weil dieses Emotionszeug steuert uns nicht nur, um vor dem Tiger wegzulaufen oder nix ungesundes zu essen, sondern eben, nein es steuert auch unsere Handlungen im sozialen Kontext. Weil wir ja nicht in die Köpfe anderer gucken können und das mit der Sprache auch noch relativ neu ist und so. Und da wirds dann teilweise echt schwer mit dem Verstehen von Gefühlen/ Emotionen.
Zurück zur Alexithymie
Gefühlsblindheit wird in der Forschung als Persönlichkeitsmerkmal oder -stil beschrieben. Allerdings bedeutet das nicht, dass Betroffene mit Alexithymie geboren werden. Forschende vermuten zwar, dass die Genetik eine Rolle spielt – die Ursachen für Alexithymie sind aber eher psychosozialer Natur. Häufig hatten Betroffene traumatische Erlebnisse oder wurden in ihrer Kindheit vernachlässigt.
Darum können manche Menschen mit ihren Gefühlen nichts anfangen
Wir wissen, dass wir nix wissen. Ich hasse das. Und bei allen psychologischen Dingen is es immer was von Teil Gene, Teil Umweltfaktoren/ Erfahrungen. Aber immer. Gern im Verhältnis 50:50. Und ich frage mich immer wieder, warum unser Hirn gleich soll, obwohl wir wissen, dass Menschen keine Klone sind und körperlich verscheiden und auch mit Mängeln/ Fehlern geboren werden. Warum sollte unser Hirn dann immer gleich ticken? Zumal es dann ach an anderer Stelle heißt
Es sei aber nicht so, dass ein Mensch zu 100 Prozent alexithym ist und ein anderer 100-prozentig nicht. „Es gibt Menschen, die sind Naturtalente, was die Gefühlsdifferenzierung angeht. Die haben ganz feine Antennen und nehmen jede Stimmung wahr. Im Gegensatz zu dem größten Teil der Bevölkerung – der kann das eher so lala. Und dann gibt es wiederum Menschen, die können das zunehmend schlechter.“
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Wir könnten hier dich auch wie immer mal locker ne gaußsche Normalverteilung ansetzen. Und ja es gibt Usain Bolt auf deer eine Seite, die Breite Masse und mich auf der andren Seite. Niemand würde verlagen. Das wir alle laufen können wie Bolt. Ich wiederhole mich da gern. Oder behaupten, wir könnten nicht laufen , wenn wir nicht alle x Stunden jeden Tag trainieren würden. Aber wenns ums Hirn geht, heißt es immer
Ob jemand das gut oder schlecht kann, ist allerdings kein Zufall. Alexithymie ist nicht angeboren. Sie kann zwei Auslöser haben: „Einmal eine emotionale Verkümmerung in der Kindheit“, sagt Regina Koch. „Kinder müssen lernen, dass man Emotionen zulassen darf. Sie brauchen die Erlaubnis, ihre Gefühle zu leben. Und sie brauchen Erklärungen: Eltern müssen erklären, warum jemand weint oder traurig ist.“ Wird dieser Lernprozess versäumt, dann spricht man von primärer Alexithymie.
Dementsprechend gibt es auch die sekundäre, die allerdings einen anderen Grund hat: „Sie kann durch ein traumatisches Erlebnis ausgelöst werden“, erklärt Regina Koch. „Dann werden die belastenden Gefühle abgespalten – sonst könnten sie den Betroffenen ja sein Leben lang quälen.“
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Angeboren is da mal wieder nixe 🙄. Also nicht, dass wir nicht wüssten, dass wir Menschen zwar mit den Anlagen fürs Sprechen geboren werden, aber wenn man es mit uns als Kind nicht übt, dann lernen wir auch nicht sprechen. Beispiele sind da ja die Kinder, die von Tieren aufgezogen wurden. Und ähnlich ist es sicher auch bei Emotionen. Zumal manche ja auch nur im sozialen Kontext existieren wie z.B. Scham. Ja die hab ich noch offen. Aber gerade bei der gilt eben, dass es da angeborene Grundlagen gibt, aber vieles kulturell vorgegeben wird, wann wir uns vor wem schämen. Aber um noch mal aufs Sprechen zurückzukommen. Auch wenn man das üben muss, gibt es dennoch Menschen die stumm geboren werden. Sprich körperliche beeinträchtigt sind und deshalb nicht sprechen könne. Warum zum Kuckuck, wir sowas oft bei psychischen Themen geleugnet? Weil man das nicht so schön therapieren kann? Ja das irritiert mich.
Und nehmen wir mal Nico. Seine Muteer macht jetzt nicht den Eindruck als hätte sie ihn vernachlässigt oder wäre sie kalt oder selbst betroffen. Und von nem Trauma redet auch keiner. Nico ist Autist. Mit eigenem Kanal.
Und Nico merkt man das extrem an. Und ja, ich kenne auch den ein oder anderen, der is wie Nico. Alle vernachlässigt oder traumatisiert? Ich weiß nicht. 10% aller Deutschen sollen das haben. Ich weiß nicht. Klar gibt Studien, die nachweisen, dass Missbrauch / Vernachlässigung zu Alexithyme führen kann. Aber das muss ja nicht der einzige Weg sein – wie gesagt, es werden auch Kinder stumm geboren, die nie sprechen können werden. Die Psychologin bei Nico beim Test sagt übrigens, dass Alexithyme ein Persönlichkeitsmerkmal ist und keine Krankheit. Und ich sage, Blindheit ist eine Behinderung. Warum soll Gefühlsblindheit keine sein? Weil wir es nicht so gut messen/ diagnostizieren können? Und es Abstufungen gibt, so wie es Leute mit Brille gibt? Es ist komplex.
Wiki sieht das mittlerweile auch anders und unterscheidet in angeboren und angelernt
Die neurobiologischen Ursachen der Alexithymie sind bislang nicht abschließend geklärt. Das Störungsbild kann jedoch sowohl angeboren als auch erworben sein. Als Grund für die nachträgliche Entstehung von Alexithymie werden insbesondere psychische Traumata angenommen.[1] Erworbene Gefühlsblindheit ist somit als eine Art psychischer Schutzmechanismus vor zu intensiven Emotionen zu verstehen. Dabei lassen sich zwei Typen von psychisch bedingter Alexithymie unterscheiden:[2][3]
- Primäre Alexithymie ist angeboren oder entwickelt sich in der Kindheit, oft infolge von Kindheitstraumata. Sie besteht lebenslang und gilt als Risikofaktor für psychische Folgeerkrankungen.
- Sekundäre Alexithymie entsteht im Erwachsenenalter durch starke Belastungssituationen infolge psychischer oder physischer Erkrankungen. Sie kann mit Abklingen der Grunderkrankung ebenfalls wieder verschwinden.
Darüber hinaus lässt sich als dritter Typ die Organische Alexithymie abgrenzen, die durch Schädel-Hirn-Traumata oder andere erworbene Hirnschäden verursacht wird.[2]
Wikipedia – Alexithymie
Ich bin beruhigt.
Tom hat auch ein Video zum Thema. Geht um ne Studie – Kinder und ihre Eltern, Da is die These eher die, dass die Eltern irgendwie aufgeben und selbst erkalten, weil das Kind kalt ist. Und so auch die emotionale Interaktion einstellen. Und das Erklären von Emotionen/ Gefühlen. Und so Kinder eben auch weniger in dem Bereich lernen. Was natürlich auch sein kann.
Die Welt ist selten monokausal. Aber passt irgendwie auch zu dem was Nicos Mutter sagt. Da ist ja auch eher die Enttäuschung über die emotionale Kälte, als dass man das Gefühl hat, sie hätte ihn erkalten lassen.
Zurück zur Alexithyme und ihrer Auswirkung.
Hinzu kommt noch, dass Alexithyme entsprechend weniger Emotionen durch ihre Mimik ausdrücken. Ihr Verhalten wirkt auf andere befremdlich oder unsicher. Das löst Irritationen aus.
Gefühlsblinde ecken also in ihrem Umfeld häufig an. „Dieses Fremdheitsgefühl, was dann zwischenmenschlich entstehen kann, registrieren auch alexithyme Personen“, sagt Franz. Für sie ist das ein diffuser Stressor. Seine Ursache können sie aber nicht orten.
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Ich glaube ja eh, dass wir Menschen, die nicht flüssig in sozialen Situationen agieren, wahrnehmen. Vielleicht nicht mal bewusst. Sprich wenn man unsicher agiert, dann interpretiert man das durchaus als „der hat was zu verbergen“ und die Alarmglocken gehen an. Obwohl das oft nicht sein muss. Aber es kann natürlich sein. Und schon haben es die, die eben unsicher sind, schwerer. Und das eigentlich nicht mit Absicht. Von beiden Seiten nicht mit Absicht. Und so registriert man eben auch die prüfenden Blicken und das Vermeiden von Kontakt. Und weiß nicht warum.
Die Betroffenen versuchen dann, dieses Anecken bei anderen zu vermeiden, um nicht unangenehm aufzufallen. Daher entwickeln viele eine Pseudoemotionalität: Sie kopieren die emotionalen Reaktionen von anderen äußerlich – und lernen praktisch auswendig, wann es angebracht ist, zu lächeln, zu lachen oder zu weinen.
Das ist für Gefühlsblinde und ihr Umfeld unheimlich anstrengend. „Es ist so, als wenn man in einem fremden Land die Sprache nicht versteht, aber versucht, sie lautmalerisch nachzuahmen. Ohne zu wissen, was genau man eigentlich sagt.“
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Weiß jetzt nicht, ob das nicht etwas übertrieben ist. Ich denke schon, dass man wenn man sich was abguckt, auch versteht. dass es sich zum um Freude handelt. Aber das das anstrengend ist, dauernd Dinge bewusst zu tun, die andere im energiesparenden Autopiloten durchlaufen könne, is auch klar. Wenn du dauernd deine Gestik und Mimik kontrollieren musst. Dein Umfeld scannen musst, um die einzupassen. Machen wir zwar alle, aber eben automatisch.
Das könnte halt dieses Maskieren sein. Und das macht dann auch Sinn. Wir passen uns immer alle an unser Umfeld an. Wir müssen uns einpassen/ anpassen. Sind anders als wenn wir allein sind. Sind auch je nach Gruppe unterschiedlich. Soziale Rollen und so. So funktionieren Gruppen/ menschliche Systeme. Nur wenn du das die ganze Zeit bewusst machen musst, dann frisst es verdammt viel Energie. Das is so, als wenn du den ganzen Tag ein Meeting leiten musst. Da bist dann abends auch fertig. Consultants wissen, was ich meine.
Auch Lena hatte Schwierigkeiten im Job, ihre erste Ausbildung ist gescheitert. „Mein Chef hat ständig angemerkt, dass es ihm so vorkommt, als ob ich keine Lust auf den Job hätte. Weil ich so desinteressiert wirken würde“, erzählt sie. „Dabei hat es mich interessiert.“
Jetzt macht Lena eine andere Ausbildung. Doch auch hier merken Chef und Kollegen, dass ihre Azubine keine Gefühlsregungen zeigt. Dabei kann das auch ein Vorteil sein, meint Lena. „Mich lenken private Probleme nicht ab. Und wenn viel Stress ist, dann ist es gut, wenn man sich nicht beeinflussen lässt.“
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Das ist natürlich auch doof. Menschen gehen halt immer von sich aus oder von dem was sie kennen. Aber dass es auch was anderes gibt, das is oft sehr schwer zu begreifen. Schon echt scheiße sowas.
„Das ist eine sehr tragische Situation. Gewissermaßen ein Fahren in den Nebel“, erläutert er. „Mit der Gefahr, jederzeit irgendwo aufprallen zu können und missverstanden zu werden. Das ist das angespannte Lebensgefühl vieler Alexithymer.“
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Gut das will ich nicht bewerten. Aber ich glaube ich verstehe was gemeint ist. Aber das ganze ist von den Auswirkungen her noch komplexer.
Gefühlsblinde leiden beispielsweise häufiger unter dem Borderline-Syndrom. Auch Süchte wie Essstörungen oder eine Drogenabhängigkeit treten bei ihnen öfter auf als bei der Durchschnittsbevölkerung.
Generell haben Menschen mit Alexithymie einen ungesünderen Lebensstil, stellt Grabe fest. Das kann zu einer geringeren Lebenserwartung führen.
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Angeblich haben ja 50% der Autisten Alexithymie. Die sind doch jetzt nicht alle süchtig etc?
Dass wenn ich meine Emotionen nicht erkennen kann, ich sie auch nicht regulieren kann und ihnen dann auch ausgeliefert bin, das klingt erstmal logisch. Und Emotionen mit Alkohol zu ertränken oder Spannungen mit Alkohol zu lösen, klingt auch logisch.
Alexithyme leiden zudem häufiger unter psychosomatischen Beschwerden. Sie haben beispielsweise Herzkrankheiten oder chronische Kopf-, Rücken oder Magenschmerzen. Die Krankheitsverläufe können bis zur Arbeitsunfähigkeit führen.
Mehrere Studien wiesen zudem einen Zusammenhang zwischen Alexithymie und Angststörungen oder Depressionen nach.
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Und schon sind wir dann bei einer geringeren Lebenserwartung. Alles nicht gut.
Videointerviews mit gesichtsblinden Probanden wie Hans zeigen: Sie bewegen weniger ihr Gesicht, um Emotionen auszudrücken – ihre Mimik ist reduziert. Doch wenn Gefühlsblinde über emotionale Themen sprechen, gestikulieren sie wesentlich mehr als Personen aus der Kontrollgruppe – eine Entdeckung, mit der die Forscher nicht gerechnet hätten.
Blind für Gefühle
Eine endgültige Interpretation dieses Sachverhalts ist allerdings noch nicht möglich. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich die Unsicherheit im Umgang mit Gefühlen durch verstärktes Gestikulieren ausdrückt.
Was aber interessant ist. Gestikulieren ist ja auch eine Art nonverbaler Kommunikation. Das eine reduziert, das andere erhöht. Spannend.
„Wenn ich traurig bin, kommt er nicht zu mir, sondern ich muss zu ihm gehen“, erzählt Eva. „Das ist manchmal, als würde ich eine Taste drücken, wie bei einem Roboter. Er hat verschiedene Programme – und wenn ich etwas von ihm will, weiß ich, welche Taste ich drücken muss.“
Blind für Gefühle
Wo wir grade bei Bezeigungen sind und was das dann bedeutet. Tom hat auch ein neues Video gemacht. Zum Thema „gemeinsam einsam“. Der spickt hier doch. Spielt jedenfalls das Thema auch irgendwie mit rein.
Jetzt hätte ichs fast vergessen. Bin da noch über ne These von em Psycho aus Tübingen gestoßen. Evidenzbasierte Wissenschaft am Anschlag. Hat er rausgefunden, dass Frauen mit Alexithymie weniger vaginalen Sex haben als Frauen ohne Alexithymie. Warum auch immer man hier genau vaginalen Sex untersucht hat. Ich wäre da ja offener, aber ich bin ja auch kein Tübinger Psycho. Jedenfalls schlussfolgert er, dass Sex vor Alexithymie schützt. Ich bin mal mittelschwer vom Stuhl gekippt und Ursache und Wirkung und so. Und das ganze wir dann in medizinischen Medien veröffentlicht.
Kommen wir zum Schluss noch mal zum Psychologen-Nachwuschs. Die haben ja auch immer ganz nette Erklärvideos und die sind hochwertiger als Tübinger Studien. Ja ich werd sarkastisch. Altaaaaa.
Ja zurück zum Psychologen-Nachwuschs und ein Beispiel für die Auswirkungen von Alexithymie
Diese ganzen körperlichen Reaktionen interpretieren wir normalerweise dann als Zeichen von Nervosität, Angst oder Stress. Leute mit Alexithymie haben diese ganzen Reaktionen wie Schwitzen oder Herzklopfen zwar auch, empfinden sie aber eben nur als körperliche Vorgänge und nicht als Emotionen. Das Problem dabei ist, ihr Körper reagiert aber trotzdem genauso auf den Stress wie der Körper von Leuten ohne Gefühlsblindheit. Menschen mit Alexithymie können aber nicht lernen, mit diesem Stress umzugehen, weil sie ihre Beschwerden überhaupt nicht mit dem Stress in Verbindung bringen.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Und das is natürlich ein großes Problem. Man merkt zwar die Symptome, kann sie aber nicht zu ordnen. Bei Prüfungssituationen die nicht täglich vorkommen, egal. Aber wenn es beispielsweise der Job is, der regelmäßig Stress auslöst, und es nicht gemerkt wird und man deshalb auch nix unternimmt, dann wirds schwierig.
Menschen mit Gefühlsblindheit haben also zum Beispiel Schwierigkeiten, dir mitzuteilen, wie sie sich selbst fühlen, oder zu verstehen, wie sich andere fühlen. Sie merken aber, dass in ihrer Umwelt irgendwas passiert, kriegen aber halt nicht alles mit. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind sie in ihrem Alltag auch einem andauernden emotionalen Stress ausgesetzt. Auch wenn sie den Stress vielleicht gar nicht als solchen interpretieren. Weil Betroffene ihre Emotionen schlecht durch Mimik oder Worte ausdrücken können, wirkt das auf andere natürlich erst mal komisch. Diese Situationen sind aber für Betroffene echt schwierig, weil sie ja merken, dass zwischenmenschlich irgendwas befremdlich ist, auch wenn sie nicht genau wissen, warum. Um mit solchen Situationen umgehen zu können, kopieren viele Personen mit Alexithymie die Emotionen von anderen. Das nennt man Pseudoemotionalität.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Und jetzt mal ganz ehrlich, klar geht da bei den „Normalos“ ne Warnlampe an. Es gibt halt nicht nur gute Menschen. Sondern auch Menschen, die einen manipulieren wollen. Und es eben nicht gut mit einem meinen. Und die fallen halt auch auf, weil es auch irritiert. Nicht flüssig ist. Und kopiert werden will, auch meist keiner von uns. Weil wir dann glauben, jemand will bewusst Sympathie herstellen oder ähnliches. Ab einem gewissen Grad fällt es auf und irritiert. Und das kann man dann meist auch nicht einordnen. Wir können nicht in die Köpfe anderer schauen. Wir kennen die Motivation anderer nicht. Wir können ihnen nur vertrauen oder misstrauen. Und die Evoluton hat da halt so Pi Mal Daumen Regeln in uns eingebaut. Und lieber einmal zu viel wegrennen als einmal zu wenig.
Okay, es gibt so ein paar Begriffe, die viele von uns synonym benutzen, obwohl sie eigentlich was anderes bedeuten. Wir gehen mal durch das kleine ABC rund um Emotionen. Als Erstes der Affekt. Ein kurzer, intensiver, impulsiver, emotionaler Zustand, den man nur schwer unterdrücken kann. Ihr habt bestimmt schon mal gehört in den Nachrichten, dass jemand aus dem Affekt getötet hat. Also: Etwas weniger intensiv, aber dafür länger anhaltend, ist die Emotion. Die können wir auch mal mehr oder weniger gut beeinflussen. Die Stimmung ist noch weniger intensiv und hält dafür aber auch noch länger an als die Emotion, also Tage oder Wochen. Und was sind jetzt Gefühle? Also, wie fühlt sich die Emotion, wie zum Beispiel Angst, ganz individuell bei mir oder bei dir an. Was eine Emotion ist, ist jetzt also klar.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Nööö. Wenns klar wäre, würde ich nicht googeln, um dann zusammenzubrechen, weil es keine Definition gibt. Aber trotudem schön erklärt. Auch die Bilder dazu.
Forscher:innen gehen zwar davon aus, dass zum Beispiel die Amygdala für Angst zuständig ist oder der Hypothalamus wahrscheinlich für Wut, aber Emotionen entstehen vor allem durch ein Zusammenspiel von vielen verschiedenen Hirnstrukturen, sowohl innerhalb des limbischen Systems als auch zwischen diesem und anderen Hirnsystemen.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Irgendwo leuchtet es, wenn man uns in die Röhre schiebt.
Und der vordere Teil dieser Hirnrinde, der sitzt hier hinter der Stirn, spielt eine wichtige Rolle bei Emotionen. Der sorgt nämlich dafür, dass wir unsere Emotionen regulieren, also beeinflussen können. Das bedeutet, ohne diesen vorderen Teil können wir unsere Emotionen nicht mehr so gut kontrollieren. Also, kurz und sehr vereinfacht gesagt: Das limbische System ist für die Entstehung unserer Emotionen wichtig. und der präfrontale Kortex sorgt dafür, dass wir unsere Emotionen beeinflussen können.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Emotionsregulierung. Ein Schlüssel bei vielen Problemen. Aber halt auch nicht so einfach, Und da wir nun mal alle nicht gleich gebaut sind, sind die Teile halt nicht bei allen gleich gut ausgebaut. Wobei wir vom Hirn ja wissen, dass es bis zu einem gewissen Teil halt flexibel is.
Die Angstreaktion sorgt dafür, dass unsere Muskeln mehr Sauerstoff bekommen und besser funktionieren und unsere Aufmerksamkeit geschärft wird.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Und ich bin mal so dreist, zu behaupten, dass Menschen mit einem dauerhaften hohen Stressniveau, ständig eine erhöhte Aufmerksamkeit also geschärfte Sinne haben und daher Reizfilter nicht so gut funktionieren. Sprich man nimmt mehr und auch intensiver wahr als andere Menschen. Was ja in Gefahrensituationen sinnvoll ist. Aber nicht im Alltag. Aber hier komme ich vom Thema ab.
Noch mal kurz dran erinnert, warum wir diese Emotionen überhaupt haben. Weil ja, seit dieser komischen Aufklärung anno 1800 Dingens glauben wir, nur Vernunft is wichtig und Emotionen braucht keiner, die müssen wir nur kontrollieren und dann is gut. Ich sage LOL. Weil ja, schön wärs.
Neben dem evolutionären Nutzen haben Emotionen aber vor allem auch eine soziale Funktion, und zwar in zwei Richtungen. Erstens, um Informationen zu erhalten, zweitens um Informationen zu senden. Das heißt, über Emotionen bekomme ich Informationen darüber, was in jemandem vorgeht und Informationen über die soziale Beziehung zu anderen Menschen. Gleichzeitig hilft sie aber auch, eigene Bedürfnisse zu kommunizieren. Zum Beispiel, dass man gerade traurig ist, um dann in anderen Menschen Verhaltensweisen hervorzurufen, wie zum Beispiel Hilfe oder trostspendendes Verhalten. Und all diese nützlichen Funktionen, die Gefühle haben, haben Leute mit Gefühlsblindheit nicht.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Und mal ganz ehrlich, ich hab mich mittlerweile genug in dieses soziale reingearbeitet und bin durch meine eigenen sozialen Ängste sensibilisiert. Fakt ist, dass das echt scheiße ist, wenn du im sozialen Kontext blind unterwegs bist. Ich wackel da ja zwar auch, kann aber Emotionen, Gefühle, Stimmungen lesen. Bei mir und bei anderen. Und wenn du das nicht kannst, is ja so richtig Hölle für das soziale Wesen Mensch.
Kommen wir noch mal zu den Ursachen von Alexithymie. Wobei der Psychologen Nachwuchs zu meiner Freude unterscheidet in
Wissenschaftler:innen vermuten, dass die Gehirnregionen, für Emotionen zuständig sind, bei Menschen mit Alexithymie nicht richtig funktionieren. Schauen wir dafür noch mal auf unser Gehirn von vorhin. Die Gehirnregionen, die jetzt hier leuchten, sind wahrscheinlich bei Menschen mit Gefühlsblindheit verändert. Das sind zum einen vor allem die Bereiche, die an der Entstehung von Emotionen beteiligt sind, also Teil unseres limbischen Systems. Und zum anderen Gehirnregionen, die mit der Regulation von Emotionen zusammenhängen. Diese Veränderungen erschweren es ihnen wahrscheinlich, zwischen verschiedenen Emotionen unterscheiden zu können, was zu einer suboptimalen Emotionsregulation führen kann und zu Schwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Und der Variante, dass das Lernen im Kindesalter nicht so richtig gut geklappt hat
Eine weitere Ursache für Alexithymie bzw. für eine Gefühlsblindheit, die ich häufig während der Therapie feststelle, ist: Man geht davon aus, dass häufig, natürlich nicht immer, die Eltern oder auch andere Bezugspersonen gefühlsblind oder gefühlsarm waren und deswegen man als Kind den Umgang mit Emotionen und Gefühlen nicht richtig gelernt hat. Emotionen in ihren ganzen Feinheiten richtig einzuschätzen, lernen Kinder häufig, indem man sie ihnen spiegelt.
So ist es, nichts zu spüren | psychologeek
Immerhin. Weiß nicht, was bei Lena die Ursache ist, stelle mir das aber auch irgendwie gruselig vor, wenn Erinnerungen keine Emotionen auslösen.
Lena beobachtet ihre Freunde und versucht, deren Gefühlsregungen zu kopieren. Und oft tut ihr das sogar gut. „Es ist schön, mit ihnen zu lachen. Ich erlebe diesen Moment dann auch. Aber wenn ich später wieder allein bin und daran denke – dann kann ich den Moment nicht mehr nachfühlen.“ Im Gegensatz zu anderen, denen die glückliche Situation ein Lächeln ins Gesicht zaubern würde, regt sich in Lena nichts.
Alexithymie: Wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht
Irgendwie hatte ich auch was gelesen davon, dass Alexithymie auch die Fantasie einschränkt. Was dann auch das mit den Erinnerungen erklärt. Egal ob Traum/ Fantasie oder Erinnerung. Es sind Bilder im Kopf. Gedanken. Die theoretisch auch Emotionen, Gefühle auslösen können. Bei manchen wohl leider nicht.
So wir haben fertig. Als Merker lass das Interview noch mal hier . Von dem Professor Dingens, der überall zitiert wird. Aber e sagt da auch nix neues.
Ich geh dann man schlafen. So wild meine emotionalen Ausschläge letztes Jahr waren und so sehr ich auch seelischen Schmerz hasse, aber ein Leben ohne Gefühle stelle ich mir arm vor. Wobei es wahrscheinlich wie so oft ist. Was man nicht kennt vermisst man nicht.
Nacht
Hallo, ist da jemand?
Ist da jemand, der mich rufen hört?
Und mir sagt, wer ich binHallo, ich bin niemand
Ich bin niemand und ich fühl nichts mehr
In mir ist alles schwarz und leerIch weiß nicht
Ist mir warm oder ist mir kalt?
Ich weiß nicht
Will ich schweigen oder will ich schreien?Gib mir Liebe
Gib mir Zweifel
Gib mir Hoffnung
Gib mir Schmerz
Gib mir Frieden
Gib mir Träume
Gib mir Herz
Gib mir mehr (oh-oh, oh-oh)Kann mich noch was berühren? (oh-oh, oh-oh)
Ich will wieder was spürenHallo, ist da jemand?
Ist da jemand, der mich sehen kann?
Und mir sagt, es ist okayHallo, ist da jemand?
Jemand, der hält, was er verspricht?
Ob ich’s glaube oder nichtIch weiß nicht
Ist mir warm oder ist mir kalt?
Ich weiß nicht
Will ich schweigen oder will ich schreien?Gib mir Liebe
Gib mir Zweifel
Gib mir Hoffnung
Gib mir Schmerz
Gib mir Frieden
Gib mir Träume
Gib mir Herz
Gib mir mehr (oh-oh, oh-oh)Kann mich noch was berühren? (oh-oh, oh-oh)
Ich will wieder was spürenIst mir warm oder ist mir kalt?
Will ich schweigen oder will ich schreien?Gib mir Liebe
Gib mir Zweifel
Gib mir Hoffnung
Gib mir Schmerz
Gib mir Frieden
Gib mir Träume
Gib mir Herz
Gib mir mehr (oh-oh, oh-oh)Kann mich noch was berühren? (oh-oh, oh-oh)
Gib mir Liebe
Gib mir Zweifel
Gib mir Hoffnung
Gib mir Schmerz
Gib mir Frieden
Gib mir Träume
Gib mir Herz
Gib mir mehr (oh-oh, oh-oh)Kann mich noch was berühren? (oh-oh, oh-oh)
Ich will wieder was spüren